“The rebirth of the cool” nennt die PR-Abteilung das Debutalbum des Franzosen Lescop, und selten haben sie so recht.
Ich kann mit französischem Pop ja eigentlich gar nichts anfangen. Nach 5 Jahren Französisch in der Schule erinnere ich mich nur mit Grauen an meine Lehrerin zurück und versuche, aus den 10 Worten, die ich noch verstehe, irgendwas sinnvolles zusammen zu fassen.
Bei Lescop passiert mir das nicht. Zum einen helfen Titelnamen wie “La nuit americaine” und “Slow Disco” dabei, gleich eine gewisse Stimmung zu definieren, zum anderen ist dieser industrial anmutende französische Pop genau das, was mir angekündigt wurde: scheißecool.
Trockene Beats und Gitarrenriffs unterstützen auf dem ganzen Album Mathieu Lescops ruhigen und präzisen Gesang. Man fühlt, das Frankreich sich da jemanden besonderen heranzieht. Eine moderne Version der 1980er, da schwebt ein bisschen New Order, ein bisschen Joy Division ganz hinten im Kopf herum.
“La forêt” ist der großartiger Einstieg in das Album. Bei ganz wunderbaren Beats möchte man gleich los tanzen. Es endet mit einem Sample aus Partygeräuschen – wir sind also gleich mitten drin in der Welt des Lescops. Es ist gesellig und aufregend, entspannt und frisch.
Bis auf die Sprache scheint hier insgesamt wenig französisch zu sein. Seine kleine Weltreise auf der Platte führt Lescop von “Ljubljana” über “Los Angeles” und “Tokio, la nuit” zurück nach “Paris S’Endort”. Die Sound und die Melodien sind international. Wie jede Großstadt nachts der anderen ähnelt, werden sich hier viele Hörer schnell angesprochen fühlen, die in lauen Sommernächten vor Bars stehen und überlegen, was sie später noch anstellen wollen.
“Los Angeles” ist weniger Elektro als schon ein fertiges Stück Soundtrack für eine leichte Indie-Romanze, “La Mal mon Age” ein sinnliches Duett mit Dorothée de Koon, “Tokio, la nuit” fast eine kleine Hymne, und “Un reve” bekomme ich stundenlang nicht mehr aus dem Kopf.
Mathieu Lescops Label heißt Pop Noir. Schon der Name weckt Assoziationen zum Film Noir, der französischen Nouvelle Vague, “Außer Atem”… und die hatten auch alle eins gemeinsam. Sie waren verdammt cool.