Gelesen im Mai (2023)

In diesem Monat wird mir mal wieder eins klar: Ich stehe einfach nicht so auf Kurzgeschichten. Trotzdem versuche ich es gerne wieder, wenn sie seltsam sind und sonst auch nicht in das Konzept eines Romans passen würden. Dazu habe ich endlich mal Octavia E. Butler gelesen!


Gewittertiere – Svealena Kutschke

Das letzte Buch, das ich von Svealena Kutschke gelesen habe, hat mich verschluckt und nicht mehr losgelassen. (Schaut hier: Stadt aus Rauch.) Als Gewittertiere herauskam, habe ich es mir noch am selben Tag gekauft. Und dann lag es erstmal lange herum, weil mich das Thema erstmal nicht recht packen konnte. Kleinstadt, Reihenhaussiedlung, die 1990er in Deutschland. Während in Mölln und Rostock die Aussiedlerheime brennen, hat der Familienvater Angst vor eigentlich allem: Den Flüchtenden, dem neuen Discounter, dem Gewicht seines Sohnes, der Sexualität seiner Tochter – und so baut er einen Bunker, der niemals fertig werden wird. Es ist die Geschichte einer komplizierten Familie, in der alle unglücklich sind und ihren Platz in der Gesellschaft suchen. Das ist alles sehr düster, aber wieder so wunderbar geschrieben, dass ich immer wissen wollte, was mit den Geschwistern Colin und Hannes als nächstes passiert. Und natürlich ist das alles auch ein Kommentar zu aktuellen politischen Disputen, die den Ängsten im Buch so ähnlich sind. 

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Mädchen, Frau, etc. – Bernadine Evaristo

Habt ihr das auch manchmal? Ihr schaut einen Film oder eine Serie, oder ihr lest ein Buch, und ihr merkt sofort, ja, das ist richtig gut. Aber irgendwie macht es nix mit euch. Ich könnte lange darüber sprechen, wie interessant die unterschiedlichen Figuren im Buch sind. Wie gut sie People of Color aus unterschiedlichen Schichten eine Stimme geben, die wir sonst so selten lesen. Wie gut man im Buch Motivationen und auch Enttäuschungen nachvollziehen kann und wie geschickt die einzelnen Geschichten zusammengewoben werden. Aber wenn ich genau hinschaue, hat mir das Lesen einfach nicht so viel Spaß gemacht. Vermutlich, weil es so viele Figuren waren und keine viel Raum einnehmen konnte. Kurzgeschichten packen mich einfach nicht so (auch wenn das hier eigentlich keine war).

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Shit Cassandra saw – Gwen E. Kirby 

Da habe ich beim letzten Post noch erzählt, dass ich Kurzgeschichten nicht so mag, schon stelle ich einen ganzen Band vor, haha. Aber hier ist es auch so: die Geschichten sind mir nicht auserzählt genug. Ich mochte das Buch aber trotzdem, weil Gwen E. Kirby auch experimentelleres Texte darin veröffentlicht, die großartig sind. Am besten ist das Titelgebende „Shit Cassandra saw (that she didn’t tell the trojans because at that point f*ck them anyway)“, in dem sie eigentlich nur erzählt, was das griechische Orakel Cassandra in der Zukunft gesehen hat: T-Shirts, Lightbulbs, Tampons, a male desire that goes unspoken. Dieser Sprung von der Antike in die Gegenwart ist so lustig und gleichzeitig so augenöffnend. Es gibt auch eine sehr lange Google-Review zu einem Restaurant, die immer abstruser wird. Alles in allem also kein Buch für meine Top-Liste, aber ich hatte viel Spaß beim Lesen.

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Parable of the Sower (Earthseed #1) – Octavia E. Butler

Lust auf neue Perspektiven? Wie wäre es mal mit einer weiblichen, Schwarzen Science-Fiction-Autorin? Mir wurde Octavia E. Butler schon empfohlen, also habe ich es mit Parable of the Sower (Die Parabel vom Sämann) versucht. Überraschung: war gar nicht so richtig SciFi, sondern sowas wie dystopian near future. Zweite Überraschung: es war so gut! Wir folgen Lauren, die mit ihrer und anderen Familien in einer gated community wohnt. Dort bauen sie Nahrung an und versuchen zu überleben, denn außerhalb ihrer Mauern ist die Gesellschaft komplett zusammengebrochen. Nur wer reich ist, kann noch in Frieden leben. Politik und Gesetz versagen, Unternehmen herrschen  über allem. Irgendwann muss Lauren ihren halbwegs sicheren Ort verlassen und begibt sich auf eine Reise ins Ungewisse. Währenddessen formt sich in ihr die Lehre einer neuen Religion. Ich war zuerst nicht der größte Fan der religiösen Teile, zusammen mit der gesellschaftlichen Situation passt das dann aber wieder ganz gut. Das Buch ist spannend und kurzweilig, aber auch ganz schön hart, wenn man sich ansieht, was gerade so in der Welt passiert. Das ist alles viel zu real, was Butler sich da 1993 ausgedacht hat. Ich will gerne mehr von ihr lesen (besonders den zweiten Teil hiervon).

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