Gelesen im Januar (18)

Hallo, du schönes neues Jahr! Was gibt es denn in 2018 für Welten, Figuren und Geschichten zu entdecken? Tatsächlich habe ich im Januar nur gute Bücher gelesen und finde, das kann gerne so weitergehen.


(Die Titel sind als Affiliate-Links zu Amazon verlinkt. Dazu habe ich „normale“ Links zu den Verlagen eingefügt.)


 

Leif Randt - Planet Magnon

Planet Magnon: Leif Randt

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Mit Science Fiction blickt man ja in den seltensten Fällen weit in die Zukunft, viel eher blickt man mit Science Fiction ein bisschen genauer auf das Hier und Jetzt. Das ist auch bei Leif Randt so. In Planet Magnon erklärt er uns eine Welt, in der vor einigen Jahren eine Künstliche Intelligenz die Macht übernommen hat und seitdem ist scheinbar alles gut. Gesetze werden von ihr so geschaffen, dass alle etwas davon haben, auch Gehälter, soziale Belange und die Planung Infrastruktur übernimmt sie. Und siehe da: Alles passt.
Menschen leben nun in Kollektiven zusammen, die unterschiedliche Lebensmuster verfolgen, mal etwas konservativer, mal eher die Partycrowd. Sie alle buhlen um neue Mitglieder und werden seit kurzem aufgerüttelt durch das „Kollektiv der gebrochenen Herzen“, dessen Mitglieder dieses ganze schöne neue System in Frage stellen. Hört sich nach viel an, ist es aber im Grunde nicht. Auf knapp 300 Seiten entdecken wir diese Welt Schritt für Schritt, finden Parallelen zu uns und denken immer mal wieder über alltägliche Verhaltensmuster und Konventionen nach.
Das World Building ist wirklich sehr gut. Ich hätte mir allerdings mehr bzw. eine auserzähltere Story gewünscht. Die Lektorin schreit normalerweise „kürzen!“, hier sagt sie: „da geht doch noch was“.
 

 

Craig Thompson - Habibi

Habibi: Craig Thompson

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Dafür schlägt man sich auch mal die Nacht um die Ohren. Ich mochte ja ‚Blankets‘ von Craig Thompson schon sehr, aber das hier ist etwas besonderes. Überwältigende Zeichnungen, bei denen man zwischendurch minutenlang nicht weiterblättern kann. Eine epische Geschichte um zwei Waisenkinder in einer fiktionalen islamischen Welt mit viel Sex und Gewalt, Leid und Liebe. Große Triggerwarnung aber: Der Sex ist soweit ich mich erinnere 1x einverständlich. Das muss man in dem Fall eher aushalten. Dazwischen sind immer wieder Geschichten aus dem Koran eingestreut, die die Kinder sich erzählen, um die Hoffnung zu bewahren und einen Sinn in allem zu finden.
‚Habibi‘ ist kein Comic, den man mal schnell an einem Sonntagmorgen weg ließt. Hierfür sollte man sich Zeit nehmen. Vielleicht ist das auch eine Empfehlung für Leute, die meinen, Comic seien „keine richtigen“ Bücher.
 

 

Daniel Kehlmann - Tyll

Tyll: Daniel Kehlmann

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Eine dicke Leseempfehlung! Wer „Die Vermessung der Welt“ mochte, wird das hier erst recht mögen. Episodisch folgen wir darin einer Handvoll Figuren um Tyll Eulenspiegel zur Zeit des 30-jährigen Krieges. Immer spannend, immer interessant. Und Kehlmann macht’s wieder richtig: an jeder Ecke entdeckt man Situationen in der Vergangenheit, die einen Kontext zu heute aufbauen. Der Narr! Warum wir Kritik an Autoritäten brauchen. Der Aberglaube! Auf den wir scheinbar mit den ganzen Wissenschaftskritikern und Globulin-Dealern wieder hin arbeiten. Früher war eben nicht alles besser.
Und darum herum schenkt Kehlmann uns eine spannende Geschichte, um deren Figuren wir uns sorgen und deren Sätze uns durch den Kopf rollen.
 

 

Celeste Ng - was ich euch nicht erzählte

Was ich euch nicht erzählte: Celeste Ng

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Ein Buch über das Anderssein und das Dazugehören. Celeste Ng erzählt die traurige Geschichte von Lydia, Amerikanerin mit chinesischen Wurzeln, die ein ganz normaler Teenager hätte sein können, wenn all die Erwartungen nicht gewesen wären. Von der Mutter, die ihre eigenen unerfüllten Träume auf sie projiziert, vom Vater, der am liebsten in der anonymen Masse verschwinden möchte, und von ihren Mitmenschen, die sie nicht verstehen. Zu Beginn wissen wir nur: Lydia ist verschwunden und keiner weiß wieso. Oder genauer: niemand sieht das ganze Bild, jeder nur Ausschnitte einer Fassade. Wie viel davon normale Teenager-Depression und wie viel stumme Hilfeschreie sind, bleibt bis zum Ende unklar.
Auch wenn das Buch erschreckend deprimierend ist, hat es mir sehr gut gefallen. Noch besser vielleicht, wenn die Autorin die eigene Perspektive von Lydia ausgelassen und uns nicht jede Motivation so genau erklärt hätte. Ich empfehle es allen Übermuttis mit großen Ambitionen und Leuten, die ’13 Reasons why’ oder ‚The Hate U Give‘ mochten. Spannend und kurzweilig.
 

 

Die Geschichte der Bienen - Maja Lunde

Die Geschichte der Bienen: Maja Lunde

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Miriam wagt sich mal wieder an einen aktuellen Bestseller und schon wieder war es gar nicht schlimm. Tatsächlich mochte ich das Buch sehr, auch wenn das Ende (also das Ende nach dem Ende) etwas in den Kitsch abgleitet. 
‚Die Geschichte der Bienen‘ erzählt drei Geschichten aus drei unterschiedlichen Zeiten: 1. irgendwann um 1800 wird der „perfekte“ Bienenstock erfunden, 2. ca. heute beginnen einem Imker in den USA die Bienen wegzusterben, 3. in 100 Jahren gibt es keine Bienen mehr und alles muss von Hand bestäubt werden. All diese Geschichten hängen irgendwo leicht zusammen und unterstützen sich gegenseitig.
Das ist fast ein wenig Wissenschaft verpackt in einem schönen Roman. Das wichtigste sind aber an jedem Punkt die Figuren und ihre Beziehungen zueinander. Ein tolles Buch mit einem klitzekleinen Abstrich für mich: Warum sind fast alle männlichen Figuren darin so dramatisch?

 


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