Bücher im Dezember 2022

Huch, was war das denn für ein Dezember? Draußen: erst sehr kalt, dann viel zu warm. 15 Grad an Silvester? Drinnen: Fast schon maritim, bei meinen gelesenen Büchern zumindest. Vielleicht hat da mein letzter Urlaub seine Spuren hinterlassen. In meine Favoriten 2022 hat es keines der Bücher diesen Monat mehr geschafft, aber interessant waren sie trotzdem.


Amerikas Gotteskrieger – Annika Brockschmidt

Habt ihr Lust auf richtig schlechte Laune? Dann ist das hier das Buch für euch. Es ist für alle, die sich fragen, was da drüben in den USA gerade so kaputt ist. Es erklärt die Christliche Rechte, wo sie herkommt, was sie vor hat und warum das alles sehr, sehr gruselig ist. Ich habe jetzt einige Zusammenhänge besser verstanden. Pro: das ist alles sehr genau recherchiert und belegt. Con: davon wird man gerade am Anfang des Buchs ein bisschen erschlagen. Nach den ersten Kapiteln wird es flüssiger. 

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Der Gesang der Flusskrebse – Delia Owens

Alle paar Jahre kommt so ein Buch, dass sich relativ still auf den Bestsellerlisten festklammert. Kein riesiger Hype, nur eine stetig wachsende Fanbase. Jetzt habe ich es auch gelesen. Darum geht’s: Kya ist noch ein Kind, als ihre ganze Familie sie verlässt. Sie lebt allein in der Marsch (eine Art Sumpfland am Rande des Ozeans) und schlägt sich mit der Hilfe eines Händlers, bei dem sie Lebensmittel tauscht, und eines Jungen aus dem Dorf, der ihr lesen beibringt, durch. Ihre Einsamkeit macht sie sich mithilfe der Natur erträglicher, freundet sich mit Möwen an und studiert das Land wie sonst niemand. Parallel zu dieser Geschichte wird vom Tod eines jungen Mannes aus dem Dorf erzählt, der irgendwie mit Kya in Verbindung steht. Den Kriminalfall fand ich eher langweilig, die Naturbeschreibungen bzw. das Leben in Einsamkeit der Hauptfigur aber sehr beeindruckend. Man muss den Weg von Kya jetzt nicht so wahnsinnig ernst nehmen, aber es ist ein schöner Roman, in den man sich reinschmökern kann.

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Frauen schulden dir gar nichts – Florence Given

Na, Bock auf ein bisschen Feminismus? Der hier ist laut, macht Spaß und lässt sich zusammenfassen mit: Du musst niemandem gefallen, um glücklich zu sein, fuck this shit. Von der ganzen Aufmachung spricht das Buch eher Jugendliche und junge Frauen an, denn Florence Given ist erst Anfang 20 und greift unterschiedliche Themen anhand ihres eigenen Lebenswegs auf. Am Schluss bleibt die eine Erkenntnis: egal ob Kinder kriegen, Beziehungen führen, rasieren oder ein bestimmter Kleidungsstil – mach das, was dir gefällt, aber hinterfrage auch immer, warum es dir gefällt. Schönes Einsteiger:innen-Buch.

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Auf See – Theresia Enzensberger

Das hier beginnt stark, hat mich dann aber im Wellengang langsam verloren. Es ist ein bisschen dystopische Zukunftsvision und ganz viel Familiendrama, am Ende aber einfach voller Personen, die irgendwie egal sind. Aber von vorne. Da haben wir Yada, ein Teenager-Mädchen, die in einer Selbstversorger-Kommune auf einer Plattform in der Ostsee aufwächst. Statt Reichsbürger-Phantasien sehen wir hier aber in die Jahre gekommene Tech-Vordenker in abbröckelndem Glanz. Helena dagegen schwirrt durch Berlin, hat es im Gegensatz zu den meisten anderen gut getroffen und kann sich noch eine Wohnung leisten. Im Rausch hat sie vor einiger Zeit ein paar Prophezeiungen gemacht, die zufällig war wurden, und jetzt scharen sich Hoffnung suchende Jünger:innen um sie. Alle Figuren sind auf der Suche nach Sinn und Gemeinschaft, weil es die einfach nicht mehr gibt. Manche Schicksale schauen wir uns genauer an, aber in die Tiefe geht das nie. Von Schreibstil und Aufbau her, ist „Auf See“ top, aber mir war das melancholische Plätschern am Ende zu ausgefranzt. 

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Transatlantik, der neunte Rath-Roman – Volker Kutscher 

Neue Top-Titel in der Stadtbibliothek darf man nur zwei Wochen statt vier ausleihen. Zweimal fragten mich die Mitarbeiterinnen, ob ich das wisse, weil das Buch ja so dick ist … Sorry, aber das ist der neue Rath-Krimi und das war gar kein Problem! Da das schon das neunte Buch der Reihe ist, kann ich zur Prämisse nicht mehr viel sagen. Wir sind mittlerweile im Jahr 1937 und Deutschland bröckelt nun vollständig auseinander. So auch die Figuren und Geschichten im Buch. Charlotte ist furchtbar allein, denn Gereon, Fritz und auch Greta sind nicht mehr bei ihr. Der neue Mordfall ist mittlerweile nur noch ein Rätsel unter vielen, denn wir müssen außerdem noch herausfinden, wem wir noch trauen oder wann wir das Land verlassen können. Ich mochte sehr, dass es hier hauptsächlich um Charlotte geht, die durch Berlin gewirbelt wird. Allerdings greifen wir auch so viele Storylines und Personen aus den letzten Teilen wieder auf, dass es zwischenzeitlich ganz schön voll wird. Heroindeals in New York, Bestechung in Wiesbaden, ein Verdächtiger in Stettin, die Burg am Alexanderplatz … Da blieb keine Zeit zum Luftholen. Nicht mein liebster Teil der Reihe, aber ich möchte trotzdem gleich weiterlesen.

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