Gelesen im November (2018)

Ah, warum sagt mir denn keine Bescheid, dass ich die Leseliste aus dem November noch gar nicht veröffentlicht habe? Vor lauter Bestenlisten-Vorbereitungen und die letzten Konzertfotos bearbeiten, habe ich das ganz vergessen. Dabei waren in diesem Monat richtig interessante Bücher dabei.

 

Die Mütter – Brit Bennett

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Ich kann verstehen, dass das Buch gut besprochen worden ist. Ich habe die Geschichte wirklich gerne gelesen, den Figuren gerne zugehört und sie durch ihr Leben begleitet. Ich mochte, dass es auf viele Fragen in dem Buch keine Antwort gibt, denn so einfach ist das alles eben oft nicht. Ich mag, dass hier u.a. ein kontroverses Thema aufgegriffen wird, und es wie nebenbei die Leben der Protagonisten ändert. Oder die Protagonisten denken, dass es ihr Leben ändert.
Dann ist da aber immer wieder dieser Unterton, auf den ich gar nicht ganz genau den Finger legen kann und der mir nicht gefallen hat. Es geht im Buch sowohl um afroamerikanische Identität und als auch um Abtreibung. Zwei Themen, die man erstmal so leicht in einer Geschichte unterbringen muss. Nadia ist noch ein Teenager und wird schwanger. Sie lässt eine Abtreibung vornehmen und ihr Freund trennt sich von ihr. Wir verfolgen daraufhin die Leben der beiden weiter, mit Karriere, Unfällen, Beziehungen, Freundschaften, Eltern. Und auch wenn es nicht konstant darum geht, kommt das Thema doch immer wieder auf: die Abtreibung und wie sie (wahrscheinlich) das Leben der beiden beeinflusst hat. Die wertende Stimme soll wahrscheinlich aus der Perspektive einer der Figuren kommen, wird für mich aber immer wieder als viel zu gegeben hingestellt. (Embryonen sind z. B. konsequent „Babys“) Wahrscheinlich fühlt sich das für mich auch so an, weil es nicht meine Perspektive ist.
Trotzdem: Wir lesen hier von ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen, von Emanzipation von Erwartungen. Und als Hauptthema natürlich von Mutterschaft und Familie, die niemals einfach ist. Das mochte ich alles sehr.

 

 

Frida Kahlo, Eine Biografie – María Hesse

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Wenn ich an die bunteste Frau denke, die ich kenne, ist das wahrscheinlich Frida Kahlo. Wobei „kennen“ da auch ein sehr weiter Begriff ist. Ihre Biografie ist mir so weit bekannt, aber besonders viel Genaues weiß ich dann doch nicht von ihr. Dieses wunderschöne kleine Buch ändert daran nichts, aber empfehlen kann ich es trotzdem. Liebevoll illustriert erzählt es ganz grob die Geschichte von Frida Kahlos Leben. Um es noch etwas persönlicher zu gestalten, wechseln die Texte zwischen ausgewählten Tagebucheinträgen und biografischen Details. Ich weiß jetzt, wie frei Frida tatsächlich gelebt hat, wie sehr sie körperlich gelitten hat und auch, zu welcher Zeit welches ihrer berühmten Bilder entstanden ist. Eine klare Empfehlung für einen schönen Sonntag im Bett.

 

 

Der Meister und Margarita – Michail Bulgakow

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Was ich von diesem Buch halten soll, weiß ich noch immer nicht ganz genau. Lange habe ich mich nicht heran getraut und war doch immer ganz gespannt, weil ich so wahnsinnig viel Gutes gehört hatte. An russische Literatur muss ich mich immer ein bisschen heranarbeiten, und danach bin ich dann oft ganz verliebt. Ich habe allerdings auch immer ein kleines Problem mit den Namen der Figuren, denn zum einen habe ich die Tendenz, sie gar nicht richtig zu lesen und bin daher schnell verwirrt, zum anderen werden die Charaktere hier mal mit ihrem Namen, mal mit dem Spitznamen und dann auch wieder ganz anders angesprochen. Puh! Der Meister und Margarita hat definitiv seine Längen, in denen ich mir gar nicht sicher war, was da überhaupt gerade passiert.
Ganz grob: Der Teufel reist mit seinen Gehilfen in die Stadt und bring gleich mal jemanden um, alles in Verkleidung und getarnt als Unfall natürlich. Mit vielen Tricks und Zauberei richtet er sich nett ein und treibt die Anwohner in den Wahnsinn. Eine Theatervorstellung, ein Mietshaus, eigentlich ganz Moskau. Am ehesten möchte ich es eine Art russisches „Alice im Wunderland“ nennen, so wirr, so bunt, so ironisch, so phantasievoll. Am Ende mochte ich den eigentlichen Handlungsstrang der namensgebenden Meister und Margarita am liebsten, aber auch die anderen gehen gut auf. Nicht mein liebstes Buch, aber doch eines, an das ich in Zukunft sicher oft denken werde.

 

 

Fahrenheit 451 – Ray Bradbury

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Noch immer zähle ich Fahrenheit 451 zu einem meiner Lieblingsbücher; Zeit also, es nach Jahren mal wieder zu lesen. Heraus kommt: Ja, ich mag es noch immer sehr, gerade weil die Geschichte uns Bücherliebhaberinnen direkt ins Herz sticht. Wir sind hier in einer dystopischen Zukunft, in der es ausschließlich um Konsum und Vergnügungssucht geht. Alles muss bunt und laut und zur Ablenkung da sein. Und ach ja, die Feuerwehr gibt es nur noch, damit sie Bücher aufspürt und verbrennt, weil die grundsätzlich verboten sind. Natürlich ist das alles an sich recht platt, aber durch die recht einfache Geschichte ist alles so offen, dass man zu jeder Zeit irgendein wahres Wort für sich entdecken kann. Die Sprache und die Ideen von Ray Bradbury mag ich eh und ich nehme mir hier vor, noch viel, viel mehr von ihm zu lesen. (Auch „Halloween“ von ihm mag ich sehr!)

 

 

„Nichts ist wie es scheint“. Über Verschwörungstheorien – Michael Butter

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Ein Buch, bei dem man besser nicht in Kommentarspalten und Rezensionen liest, weil man dann gleich weiß, über was dieses Buch geschrieben worden ist. Der Autor setzt sich eher wissenschaftlich mit dem Thema auseinander: was sind Verschwörungstheorien, wo kommen sie her, was macht das Internet mit ihnen, etc. Ich mag sehr, dass es hier nicht darum geht, sich über die abstruseste Idee lustig zu machen, sondern stattdessen zeigt, warum Menschen darauf zurückgreifen. Dabei habe ich viel Neues aus dem Buch gezogen: das war alles noch mal viel schlimmer, das Internet ist nicht an allem Schuld, es gibt auch „akzeptierte“ Verschwörungstheorien. Die Psychologie dahinter hat mich aber am meisten fasziniert: Den Wunsch, die Welt zu ordnen und erklärbar zu machen oder die Spirale, in die man gerät, wenn man sich den Theorien erst mal verschrieben hat.

 

 

Die Kunst der Anonymität im Internet – Kevin Mitnick

{Disclaimer: Ich arbeite beim mitp-Verlag und konnte das Buch daher umsonst lesen}
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So, alle Nicht-IT-Peoples jetzt mal weghören – obwohl, vielleicht sollten gerade die sich mehr mit dem Thema befassen. Hier geht’s um etwas Großes, nämlich eine genauer Anleitung, wie man im Internet nicht mehr zu finden sein kann. Soooo weit wollte ich gar nicht gehen, schließlich blogge ich, bin auf Social Media aktiv und benutze diverse Tools, um mein Leben zu erleichtern. Gut ist aber natürlich, wenn man weiß, was man da macht. Im Buch geht es wirklich bis zur kompletten Nicht-Auffindbarkeit, also Wegwerfhandys, Extra-Rechner für’s Online-Banking, etc. Aber ein bisschen mehr Sicherheit und Datenschleuderei wären ja für die meisten schon ganz nett. Also: bessere Passwörter, VPN, E-Mails verschlüsseln, nicht jedes öffentliche WLAN nutzen, mal schauen, welche Apps eigentlich meine GPS-Daten auf dem Handy auslesen … Ich finde, das ist in dem Buch alles recht einfach und unterhaltsam erklärt, aber ich komme auch aus der Ecke und bin eh ein bisschen im Thema drin.

 

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