Bücher Best of 2018

Bei meinen Büchern habe ich keine Lust auf eine Top 10. Die will ich nicht auf eine bestimmte Auswahl zusammenschrumpfen oder ausdehnen. Stattdessen habe ich mir mal wieder meine Liste angeschaut und überlegt, welche Bücher ich jetzt gleich am liebsten noch einmal lesen möchte. Das ist ja schon mal ein guter Indikator.
Gefühlt war 2018 gar kein so tolles Lesejahr, eher gutes Mittelmaß. Nachdem ich hier aber alles zusammengeschrieben und wieder aussortiert habe, sind da mehr beste Bücher übrig geblieben als ich dachte.
Also hier, meine absolut liebsten Bücher aus 2018!

(Die Titel sind als Affiliate-Links zu Amazon verlinkt (*). Dazu habe ich „normale“ Links zu den Verlagen eingefügt.)

 

Stadt aus Rauch

1 Stadt aus Rauch – Svealena Kutschke

Schon beim Lesen wusste ich, dass das Buch eines meiner Highlights des Jahres werden würde, ich habe es geliebt von der ersten bis zur letzten Seite. Svealena Kutschke erzählt ein Familienepos über vier Generationen und rollt dabei wie nebenbei die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts auf. Wir treffen treue Ehefrauen, strenge Bürokraten und verlorene Punker-Mädchen. Wir streifen durch das aufregende Berlin, schwimmen mit dem Tod in der Trave in Lübeck und verzweifeln an Rostock-Lichtenhagen. Das habe ich selten so lebendig und einfühlsam gelesen. Euphorisch und düster, manchmal hilflos und traurig. Und die Sprache ist so wunderschön, dass ich Sätze immer wieder lesen wollte und es sicher auch noch werde.
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Olga Bernhard schlink

2018 schenkte uns eine Reihe wundervoller Frauenfiguren, die sich über die Konventionen ihrer Zeit hinwegsetzen. Auch das hier ist ein Streifzug durch die deutsche Geschichte, nachvollziehbar und eigentlich viel zu kurz. Olga und Herbert sind ein ungleiches Paar: während sie arm aufwächst und für ein besseres Leben kämpft, kommt er aus einer wohlhabenden Gutsherrenfamilie und verliert sich in Machtfantasien. Olga bleibt ihm auf ihre Art treu, stellt sich aber wo sie kann gegen die erwartete Frauenrolle der Gesellschaft. Im zweiten Teil des Buches lernen wir den Erzähler kennen und mit ihm rollen wir Olgas Geschichte noch mal auf und entdecken Geheimnisse. So möchte man mit der Uroma über Geschichte reden, und über Liebe und Verantwortung und Verzicht. Auch das Hörbuch ist wunderbar.
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tyll

3 Tyll – Daniel Kehrmann

Wer „Die Vermessung der Welt“ mochte, wird das hier erst recht mögen. Episodisch folgen wir darin einer Handvoll Figuren um Tyll Eulenspiegel zur Zeit des 30-jährigen Krieges. Immer spannend, immer interessant. Und Kehlmann macht’s wieder richtig: an jeder Ecke entdeckt man Situationen in der Vergangenheit, die einen Kontext zu heute aufbauen. Der Narr zeigt, warum wir Kritik an Autoritäten brauchen. Der Aberglaube zeigt mit einem Augenzwinkern, auf welchen Weg die Wissenschaftskritiker und Globuli-Dealer wieder hin arbeiten. Früher war eben nicht alles besser. Und darum herum schenkt Kehlmann uns eine spannende Geschichte, um deren Figuren wir uns sorgen und deren Sätze uns noch lange durch den Kopf rollen.
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die wand buch

4 Die Wand – Marlen Haushofer

Ein Buch, in dem fast nichts passiert, und trotzdem ist es eines meiner Highlights in diesem Jahr. Eine Frau ist alleine auf einer Jagdhütte in den Alpen und plötzlich ist da eine Wand, die sie von der Welt trennt. Sie macht sich also bereit, ganz alleine in der Natur zu überleben. Wir schauen ihr dabei zu, erhaschen manchmal einen kurzen Blick in die Zukunft, sind aber eigentlich immer ganz nach bei ihr. Bei Erscheinen in den 70ern war das Buch ein kleines Manifest für die Abkehr von kommerziellen Werten und ein sehr feministisches Buch, schließlich ist die Frau so etwas wie eine weibliche Robinson Crusoe. Ich habe das Buch eher als eine Art Meditation gelesen, als Alleinsein und damit zurecht kommen. Auch wenn ich ganz viel von dem, was die Hauptfigur macht, nicht nachvollziehen kann, wollte ich ganz viel Zeit mit ihr verbringen.
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der Vogelgott buch

5 Der Vogelgott – Susanne Röckel

Als die Shortlist für den deutschen Buchpreis veröffentlicht wurde, fiel mir ein Buch ganz besonders auf, weil es so „anders“ war. Der Vogelgott ist kafkaesk, metaphorisch und so gut!
Die Geschichte besteht aus vier Teilen: vier Mitglieder einer Familie nähern sich dem Geheimnis eines mystischen Vogelwesens auf verschiedene Weisen. Der Vater als Ornithologe, der ihn fängt und damit eine Art Fluch über seine Familie bringt, dann sein Sohn Thedor als Entwicklungshelfer in einem fremden Land, die Tochter Dora aus kunsthistorischer Sicht, und der Sohn Lorenz als Journalist. Wir wissen ungefähr wann und wo die Geschichte spielt, aber nie etwas Genaues. Alles ist angedeutet, wenig ist richtig ausgesprochen. Über allem schwebt dieses Wesen, diese Sekte, dieses Gefühl, das vollgestopft ist mit Mythos und dunkler Romantik. Handlungsintensiv ist das Buch nicht, Thriller- oder Horrorfans könnten enttäuscht sein.
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6 Farbenblind – Trevor Noah

Ich mag Autobiografien ja gar nicht so, diese hat es mir aber angetan. Denn zum einen ist die hier von Trevor Noah, dem Moderator der Daily Show, und zum anderen hat er auch wirklich etwas Interessantes zu erzählen. Während in Südafrika noch die Apartheid herrscht, wird er als Kind einer Schwarzen und eines Weißen geboren – und das ist zu dieser Zeit illegal. Passenderweise heißt das Buch auf Englisch „Born a crime“. Trevor wächst als einziges „weißes“ Kind unter Schwarzen auf, als einziges „schwarzes“ unter Weißen, und fühlt sich nirgendwo so richtig zu Hause. Ich habe viel gelernt über Südafrika, über institutionellen Rassismus und eine der tollsten Mütter kennengelernt, die man haben kann.
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was ich euch nicht erzählte buch

7 Was ich euch nicht erzählte – Celeste Ng

Ein Buch über das Anderssein und das Dazugehören. Celeste Ng erzählt die traurige Geschichte von Lydia, Amerikanerin mit chinesischen Wurzeln, die ein ganz normaler Teenager hätte sein können, wenn all die Erwartungen nicht gewesen wären. Von der Mutter, die ihre eigenen unerfüllten Träume auf sie projiziert, vom Vater, der am liebsten in der anonymen Masse verschwinden möchte, und von ihren Mitmenschen, die sie nicht verstehen. Zu Beginn wissen wir nur: Lydia ist verschwunden und keiner weiß wieso. Oder genauer: niemand sieht das ganze Bild, jeder nur Ausschnitte einer Fassade. Wie viel davon normale Teenager-Unverstandenheit und wie viel stumme Hilfeschreie sind, bleibt bis zum Ende unklar. Auch wenn das Buch erschreckend deprimierend ist, hat es mir sehr gut gefallen.
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sag den Wölfen ich bin zu Hause buch

8 Sag den Wölfen, ich bin zu Hause – Carol Rifka Brunt

Manchmal stolpert man über so ein Buch, von dem man gar nicht genau weiß, was man davon halten soll. Das Buch ist ein starkes Debüt, es erzählt die Geschichte einer Familie Ende der 80er Jahre. Der Onkel ist gerade an AIDS gestorben, dieser neuen Krankheit, über die man noch nicht so viel weiß. Die 14-Jährige June versucht, das Geschehene zu verarbeiten, gleichzeitig erwachsen zu werden und ein Geheimnis aufzudecken. Ich mochte die Story und den Aufbau sehr, gleichzeitig hatte ich aber auch ein paar echte Probleme damit. (Der zu einfache Jugendbuch-Wind weht häufig durch die Seiten.) Trotzdem blieb das Buch immer ein bisschen bei mir und ich habe auch später noch häufig darüber nachgedacht. Es hat sich also doch noch auf diese Liste geschlichen.
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Alle Bücher (wenn ich richtig gezählt habe):

Alles über Heather – Matthew Weiner
A Series of unfortunate Events 9, The Carnivous Carnival – Lemony Snicket
Beides sein – Ali Smith
Das Bildnis des Dorian Gray – Oscar Wilde
Breakfast of Champions – Kurt Vonnegut
Bye Felipe, Disses, Dick Pics and other delights of modern dating – Alexandra Tweten
Der Club – Takis Würger
The Dark Tower, The Gunslinger born – Stephen King
Eine allgemeine Theorie des Vergessens – José Eduardo Agualusa
Ein Sommer am See – Marika und Jillian Tamaki
Ein Vertrag mit Gott – Will Eisner
Emma – Jane Austen
Die Erfindung der Flügel – Sue Monk Kidd
Fahrenheit 451 – Ray Bradbury
Farbenblind – Trevor Noah
Frida Kahlo, Eine Biografie – María Hesse
Gegen den Hass – Carolin Emcke
Das geheime Leben der Bäume – Peter Wohlleben
Die Geschichte der Bienen – Maja Kunde
Girlsplaining – Katja Klengel
Habibi – Craig Thompson
Heimkehren – Yaa Gyasi
Die Hochausspringerin – Julia von Lucadon
In Love – Alfred Hayes
Jenseits von Afrika – Tania Blixen
Krabat – Otfried Preußler
Die Kunst der Anonymität im Internet – Kevin Mitnick
Last Chance to see – Douglas Adams and Mark Carwardine
Der Meister und Margarita – Michail Bulgakov
Die Mütter – Brit Bennett
Nachts ist es leise in Teheran – Shida Bayzar
„Nichts ist, wie es scheint“, Über Verschwörungstheorien – Michael Butter
Olga – Bernhard Schlink
Paper Girls 2 – Brian K. Vaughn
Planet Magnon – Leif Randt
Rattatatam, mein Herz – Franziska Seyboldt
Ready Player One – Ernest Cline
A room of one’s own – Virginia Woolf
This Savage Song – Victoria Schwab
Sag den Wölfen, ich bin zu Hause – Carol Rifka Brunt
Schlafen werden wir später – Zsuzsa Bánk
Stadt aus Rauch – Svealena Kutschke
Sturmhöhe – Emily Brontë
Das sterbende Tier – Philip Roth
Stern in der Ferne – Roberto Bolaño
Der Trafikant – Robert Seethaler
Tyll – Daniel Kehrmann
Untenrum frei – Margarete Stokowski
Der Ursprung der Liebe – Liv Strömquist
Der Vogelgott – Susanne Röckel
Die Wand – Marlen Haushofer
Was ich euch nicht erzählte – Celeste Ng
Wasser für die Elefanten – Sara Gruen
Weltgeschichte to go – Alexander von Schönburg
We were liars – E. Lockhart
Worauf du dich verlassen kannst – Kate Tempest
Der Zopf – Laetitia Colombani

 

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