Die Cold War Kids sind schon lange kein Geheimtipp mehr. Musikmagazine müssen ihnen keine große Zukunft mehr voraussagen. Die Herren haben mittlerweile ihr 4. Album veröffentlicht und füllen das Gebäude 9 auch heute wieder mit Leichtigkeit. Ausverkauft.
Als Vorband treten Milo Greene aus Los Angeles auf. Obwohl alle Mitglieder offensichtlich einiges drauf haben – man spielt mehrere Instrumente, jeder singt, sogar richtig gut -, will der Funke nicht überspringen. Die Musik ist dröge und etwas langweilig. Leider auch ein schlechtes Omen für die Cold War Kids.
Insgesamt fühl ich mich nach dem Konzert, als wäre ich auch ohne ganz gut ausgekommen. Das ist schade, denn die Cold War Kids sind ja eigentlich für ihre intensiven Auftritte bekannt. Vor einigen Jahren habe ich sie schon einmal im Kölner Luxor gesehen und war überwältigt von ihrer Ausstrahlung und Intensität.
Woran lang es also?
Ein erster Blick auf die Setlist lässt einige Fans grummeln. Da fehlt fast alles, auf das man sich gefreut hat. Natürlich will die Band ihr neues Album promoten und die Songs vorstellen, aber ohne die Fans vorher abzuholen, wird das oft nichts. Dann ist da noch Sänger Nathan Willets Stimme. Sonst eindrucksvoll laut und genau, geht sie an diesem Abend besonders zu Beginn leider eher unter – oder krächzt sogar. Ich schreibe das nicht gerne, aber was war das denn? Ich habe ihn einige Male husten sehen, und denke daher, dass er krank war. Das könnte auch die allgemeine Energielosigkeit erklären. Man spricht kaum, spielt die Stücke runter.
Im Laufe des Konzerts wird das besser. Besonders Bassist Matt Maust dreht auf, springt über die Bühne und genießt das Bad in der Menge. Gitarrist Jonnie Russell animiert seine Bandkollegen weiter durch Anspringen, Ansingen und liebevolle Bisse in die Schulter. Jawohl. Das klingt seltsamer als es aussieht.
Bei den bekannten Stücken Hang me up tp dry gibt dann auch das Publikum Gas und für ein paar Momente ist es ein richtiges Cold War Kids Konzert. Toll.
Spätestens beim letzten Song der Zugabe haben sie dann auch alle wieder auf ihrer Seite. Old Saint John schmettern sie mit so viel Energie, das hätte für mindestens das halbe Konzert gereicht.
Die Cold War Kids werden weiter die Hallen ausverkaufen und die Fans begeistern, man weiß schließlich, was die Jungs sonst können. Vielleicht war es gerade ihre Professionalität, die ihnen dieses mal im Weg stand. Die Show durchspielen, sich nichts anmerken lassen? Im Grunde sind sie die guten Schwiegersöhne mit Halstattoos.
Die Fans haben jedenfalls trotz allem glücklich die Halle verlassen.