Gelesen im August (2023)

Der letzte Sommermonat startet mit viel, viel Regen. Für ruhige Lesemomente war das gar nicht so schlimm. (Aber ja, ein bisschen Pause dazwischen wär auch ganz schön gewesen). Mein Monat startete ein bisschen schwach und ich dachte schon, ich dümpele weiter in den „ok-en“ Büchern der letzten Zeit, aber dann kamen zum Glück wieder ein paar Highlights. Auch wenn ich noch auf mein nächstes 5-Sterne-Buch warten muss …


Drei Sommer – Margarita Liberaki

Für einen Buchclub habe ich Drei Sommer gelesen, einen griechischen Klassiker aus den 1940ern. So richtig mitreißen konnte das Buch niemanden von uns, ich habe in den letzten Wochen aber immer mal wieder daran gedacht. Vielleicht arbeitet das Buch noch nach. Es geht darin um die Schwestern Maria, Infanta und Katerina, die zusammen auf dem Land aufwachsen. Über drei Sommer begleiten wir sie beim Erwachsenwerden. Dabei treffen sie ganz unterschiedliche Entscheidungen für die Zukunft. Ich mochte, wie sehr der Fokus hier auf den Frauen und ihren unterschiedlichen Geschichten lag – aus der Perspektive von 1940! – und dass das Buch sich überhaupt nicht wie ein Klassiker liest. Leider zieht es sich aber durch seitenlange Naturbeschreibungen und zahlreiche Nebenfiguren und ihre für die Geschichte unwichtigen Hintergründe echt in die Länge. Ein Sommerbuch, das plätschert. Ist ok, muss aber nicht.

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Food Rules: An Eater’s Manual – Michael Pollan

Als ich dieses Jahr in Brügge war, habe ich mal wieder lange mit einer Buchhändlerin geredet, weil ihre Auswahl so spannend war. (Ja, das passiert mir ab und zu.) Am Ende hat sie mir ein paar dieser Penguin Ideas mitgegeben. Bei Food Rules war ich sehr skeptisch, weil ich von diesen ganzen Verboten beim Essen wenig halte. Im schlimmsten Fall klammert das jede Kultur aus und ist der Weg in eine Essstörung. Das hier sollte aber ganz anders sein: ~Eat Food. Mostly Plants. Not too much.~ Ganz einfache Regeln, zusammengetragen von Großeltern und Ernährungswissenschaftler:innen. Das startete auch alles logisch und easy, wird aber spätestens im letzten Kapitel wieder das typische „Iss ganz wenig, damit du schlank wirst, weil dann bist du gEsUnD“. Am Ende sind die Food Rules auch nur einfache Regeln, die für eine gewisse Leserschaft funktionieren, den Rest aber ausklammern. Eher für Leser:innen, die sich eh schon an sowas halten, und Bestätigung suchen. 

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Book Lovers – Emily Henry

Ich habe im Sommer Emily Henry gelesen und fand‘s nur so lala. Eine Chance wollte ich ihr noch geben, und yes, mit „Book Lovers“ lag ich richtig. Natürlich ist das hier auch klassisches Genre (Romance), aber ich mochte, dass nicht jedes Klischee bedient wurde. Wir folgen Nora, einer Buch-Agentin aus New York, erstmal ganz stereotyp kühl, geplant, Großstadt-Frau, die nicht ohne Krach schlafen kann. Mit ihrer Schwester macht sie so eine Art Workation in der Kleinstadt. Aber anstatt Countryboys und lifechanging Landliebe, bleibt sie ganz sie selbst und trifft dort, Überraschung!, auf ihren Erzfeind Charlie. Aber auch hier bricht das Buch wieder mit dem „Kriegen sie sich oder nicht?“-Geplänkel, denn das ist schon recht früh klar. Stattdessen muss an einem Buch gearbeitet, ein Geheimnis aufgedeckt, ein Buchladen gerettet werden. Ich mochte das Buch sehr, mochte die Kontraste zwischen Stadt und Land, Familienmenschen und Leuten, die in ihrer Arbeit aufgehen; und es mögen sich trotzdem alle. Das Buch ist lustig und kurzweilig und vielschichtiger als ich erwartet habe. „Maybe love shouldn‘t be build on a foundation of compromise, but maybe it can’t exist without them either. Not the kind that forces two people in the shapes they don’t fit in, but the kind that loosens their grips, always room to grow. Compromises that say: There will be a You-shaped space in my heart and if your shape changes, I will adapt.“

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Nincshof – Johanna Sebauer

{Presseexemplar} Die Prämisse ist seltsam. Nincshof ist ein kleines Dorf in Österreich, dessen Bewohner gerne in Ruhe leben würden. Also hecken drei Männer einen Plan aus: Nincshof soll vergessen werden – denn ohne Aufmerksamkeit und Einfluss von außen sollte doch alles ganz friedlich sein, oder? Allerdings stören dabei die neuen Bewohner:innen im Dorf und auch die rüstige Erna ist nicht gerade hilfreich. In die verliebt man sich als Leser:in aber schon, als sie das erste Mal in den Pool der Nachbarn einbricht, weil es so schrecklich heiß ist und sie eh nichts anderes vor hat. Auch wenn mich stellenweise die Sprache der Autorin genervt hat (warum immer Vor- und Nachnamen?!), ist das hier so ein richtig schönes Sommerbuch. Immer passiert etwas, immer gibt es ein neues Geheimnis, das gelüftet wird. Die Charaktere sind skurril, aber liebenswert, die Geschichte absurd, aber kurzweilig. Ich empfehle es allen, die „Was man von hier aus sehen kann“ mochten.

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Cherubino – Andrea Grill

Bitte erwartet hier keine spannende Geschichte mit viel Story und einer Überraschung am Ende. Das Buch ist eine zärtliche, Charakter-getriebene Geschichte über Schwangerschaft. Das hatte ich nicht so erwartet und ich fand es sehr schön. Darum geht es: Iris ist Opernsängerin und steht kurz vor dem Durchbruch. Gerade ist sie für zwei wichtige Rollen gebucht, als sie bemerkt, dass sie schwanger ist. Ihre Lösung: Verheimlichen und alles auf sich zukommen lassen. Aber es gibt noch ein Problem: es gibt auch noch zwei mögliche Väter, Ludwig, den sie liebt, der aber verheiratet ist, und Sergio, der ein guter Vater wäre, für den sie aber nicht viel empfindet. Eines ist es klar, der „kleine Astronaut“, der in ihr heranwächst, ist ihrer, den wird sie behalten, ihm singt sie Kinderlieder vor und über den denkt sie nach. Das ist zärtlich und schön. Neun Monate folgen wir Iris auf dieser Reise von New York nach Salzburg, von Engagement zu Engagement, während sie wächst und sich verändert, ihre Probleme nicht löst, sondern sie geschickt vor sich her schiebt, bis alles eskaliert. Denn sie will alles und auf nichts verzichten. Soll man sie dafür bewundern oder sich über sie wundern? Ein bisschen so wie in einem tatsächlichen Opernplot.

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Die Zeitfalte – Madeleine L’Engle

Die Zeitfalte ist ein beliebtes Kinderbuch aus den USA von 1962, das dort so ziemlich jede:r kennt, bei uns aber relativ unbekannt ist. Ich bin noch ganz hin und her gerissen, wie ich es fand. Die Geschichte ist wild, passt auf: Wir folgen darin der 13-jährigen Margaret, einer Außenseiterin, die viel gemobbt wird, besonders wegen ihrer etwas ungewöhnlichen Familie. Die Eltern sind beide Wissenschaftler:innen. Der Vater hat an einem geheimen Projekt gearbeitet und ist vor Jahren auf mysteriöse Weise verschwunden. Dann tauchen plötzlich drei komische alte Frauen auf, die irgendwas darüber wissen. Ach ja, und ihr kleiner Bruder ist hochbegabt und überempathisch und hat all das schon vorausgesehen … und das ist so ungefähr das erste Kapitel. Es passiert also VIEL in dem Buch. Wissenschaftliche Theorien, Zeitreisen, Fantasie-Wesen, aber auch familiäre Beziehungen, Selbstbild, und typische Kinderbuch-Momente. Und all das fand ich auf der einen Seite toll und auf der anderen völlig unsinnig. Das Buch hat jedenfalls viele Preise gewonnen und ich habe jetzt Lust ganz viel darüber zu lesen.

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