Milliarden in köln

Milliarden im Gebäude 9

Ich habe ja eigentlich ein paar kleine Probleme mit der Musik von Milliarden. Schon bei der letzten Tour war ich mir recht sicher, dass das eigentlich Schlager ist. Schlager, der hart sein möchte, der sich ein Nirvana T-Shirt von H&M kauft, aber die süßen Perlenohrringe anlässt. Aber wie beim letzten Mal wurde ich schnell eines Besseren belehrt und habe jedes Zögern verloren, sobald Milliarden die Bühne betraten.

Wer das nicht erlebt hat, dem ist gar nicht bewusst, was für eine Energie die beiden mitbringen. Beim ersten Song (Regenbogen) fotografiere ich noch ruhig und im Dunkeln, beim zweiten (Rosemary) stehe ich schon mitten in der tobenden Menge. Was für einen schönen Weg die beiden bisher in Köln schon zurückgelegt haben. Bei der 1. EP noch im Blue Shell, beim 1. Album im Luxor und jetzt bei „Berlin“ im Gebäude 9. Nach meinem Geschmack reicht das natürlich, aber ich gönnen ihnen auch noch so viel mehr. Live ist das so viel mehr als auf jedem Album und viel, viel besser als in ihren furchtbaren Videos (sorry).

 

 

Man muss hier gar nicht genau hinsehen, um zu merken, dass das gut ist. Ich könnte mir hier drinnen im Gebäude 9 wenig vorstellen, dass das Konzert noch besser machen könnte. Ben und Johannes toben über die Bühne und singen sich die Kehlen wund. Sie begrüßen Fans im Publikum ohne peinliche Popstar-Moves. Sie spielen jeden einzelnen Song von Herzen und meinen ihn auch so.

Gleich zu Beginn stolpern mir nette Leute über den Weg, die spüren, dass ich hier noch ein wenig Unterstützung brauche (lange Woche), mich in ihre Gruppe aufnehmen und mit mir ihr Bier teilen. Das ist so herzlich, ohne vom Konzert abzulenken und genau richtig für diesen Abend. (Mir fällt übrigens auf, dass ich die nettesten Leute meist im Gebäude 9 kennenlerne – darüber sollte ich mal nachdenken).

 

 

Die schnellen, rauen Songs gefallen mir übrigens wie immer am besten. Wahrscheinlich bin ich einfach nicht so die Romantikerin. Und da ich das neue Album noch nicht so gut kenne, feiere ich die „alten“ Sachen noch ein bisschen mehr. Obwohl, „Berlin“ sticht mir gleich ins Herz in dem Moment, als sich Ben das erste Mal kopfüber in die Menge stürzt und einmal perfekt über die Zuschauer getragen wird.

Ich mag es, dass hier nicht die Rocker-Dudes auf der Bühne stehen und sich beweisen müssen. Ich mag, dass hier sowohl Frauen als auch Männer im Publikum gleichwertig feiern. Ich mag, dass Milliarden auch mal politisch werden zwischen den Lovesongs. Ich mag, wie sehr die beiden offensichtlich Spaß an dem haben, was sie hier auf der Bühne machen. Und ich mag, wie sehr Köln die beiden feiert.

 

Am Anfang des Konzerts erzählt mir eine Frau im Publikum, dass sie Milliarden gar nicht kennt und nur für eine Freundin hier ist. Eine Stunde später sehe ich sie recht zerschossen in der Menge wieder, wie sie tanzt und grölt und sichtlich einen fantastischen Abend hat. Können wir das bitte alle mal wieder so machen? Einfach mitgehen auf Konzerte, weil die Freunde sagen, das sich das lohnt. Und auch: auf Konzerte von Bands gehen, bei denen man sich gar nicht so sicher ist, ob man sie mag und dann überzeugt werden.

 

 

Dann können auch doofe, kleine Konzertbloggerinnen wie ich mal wieder ihre Vorurteile überwinden und einen wirklich, wirklich guten Abend mit Milliarden haben.

 


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