Kettcar im Gloria

Zum zweiten Mal in diesem Jahr habe ich das Glück eine Band, die eigentlich schon die ganz großen Konzerthallen voll macht, in einem kleinen Saal live zu sehen. Im Mai konnte ich Royal Blood im Luxor fotografieren. Jetzt setzt das Jahr noch einen drauf. Kettcar ist eine meiner Lieblingsbands „von früher“ und ich darf mit ihnen ins Gloria.
Auch die Vorband kann sich sehen lassen: Kettcar bringen Fortuna Ehrenfeld mit. Auf ein Heimspiel in Schlafanzug und Puschelpantoffeln. Muss man mögen, mag ich.

Und dann endlich Kettcar. Im Gloria! Ich könnte da gar nicht kritisch sein, selbst wenn ich wollte. Ihr neues Album „Ich vs. Wir“ wollen sie einmal durchspielen, sagen sie, das sollte also kein “normales“ Kettcar-Konzert sein, wie das, was wir im Februar im Palladium sehen werden. Das hier ist klein, persönlich, einmal Album vorstellen und fertig.

Aber denkste. Kaum schultere ich die Kamera und die Herren schleichen auf die Bühne, höre ich auch schon die ersten Takte von „Balkon gegenüber“. Das ist definitiv nicht auf dem neuen Album. Dann „Graceland“, Herzklopfen. Und ich weiß, das wird ein guter Abend.

Ein Beitrag geteilt von Miriam (@miriam.cologne) am Aber ganz ehrlich: Auch wenn Kettcar tatsächlich nur ihr neues Album gespielt hätten, hätte das gereicht. Nach meinem persönlichen Highlight „48 Stunden“ (Lieblingslied, das ich mir sogar noch vom Bühnenrand ansehen darf), stimmen sie dann doch „Ich vs. Wir“ an und spielen es in der richtigen Reihenfolge von vorne bis hinten durch. Und natürlich ist es richtig gut – wie immer viel besser als auf Platte.

„Ankunftshalle“ – wunderbar. „Wagenburg“ – wunderbar. Als sie anmerken, dass sie von nun an nach Applauslautstärke bestimmen, welcher Song die nächste Single werden soll, drehen die Leute bei „Benzin und Kartoffelchips“ durch. Kettcar lachen darüber, dass man sie als „Politikpop“ bezeichnet und spielen dann „Sommer 89“. Das Gefühl, wenn bei dem Song alle die Arme in die Luft schmeißen und den Refrain mitsingen, ist groß und gibt einem ein bisschen den Glauben an die Menschheit zurück. Tränen im Auge. Und Marcus Weibisch merkt an, dass es „ganz schön menschelt“ heute Abend.

Mit Ende des Albums ist der Abend aber noch nicht vorbei. Zwei Zugaben mit fünf Songs schenken Kettcar uns noch – weil es so schön ist im Gloria und weil wir sie lassen. Und in dieser kleinen Auswahl aus alten Songs findet dann auch der letzte Fan noch sein Lieblingslied, das den Abend noch besser macht als geplant.


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