Der November war ein toller Lesemonat für mich. Ich habe definitiv ein neues Lieblingsbuch entdeckt, einen alten Klassiker neuentdeckt und Ideen für Weihnachtsgeschenke gesammelt.
Miroloi – Karen Köhler
Miroloi – das alte Lied. Da fegt ein Buch wie wild durch Internet und Presse, und man weiß bei solch unterschiedlichen Meinungen nicht ganz, was man erwarten soll.
Weil ich selbst nach „Report der Magd“ keinen richtig guten dystopischen Roman über Emanzipation mehr gelesen habe, war ich ein wenig skeptisch. Im Prinzip gibt es hier thematisch nicht viel Neues: eine unterdrückte, ausgestoßene Frau emanzipiert sich in einer abgeschotteten patriachalen Gesellschaft. Wundert mich jetzt ehrlich gesagt nicht sooo sehr, dass ein paar männliche Kritiker nichts mit dem Buch anfangen konnten. Die ganz große Literatur ist das nicht, ok, viele weitere Ebenen als die Handlung gibt es nicht. ABER: zum einen bin ich ganz verzaubert vom Rhythmus und der Sprache, zum anderen fand ich die Handlung wirklich spannend, und dann ist diese einfache Geschichte ausreichend, da sie facettenreich ist. Befreit wird sich hier von Gewalt, Familienstruktur, Missbrauch, Unwissen, Aberglaube, Erwartungen uvm. Ich hatte viel Spaß mit dem Buch – besonders dem fantastisch gelesenen Hörbuch! – und habe gleich an 5 Frauen gedacht, denen ich das Buch empfehlen werde.
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Signal to noise – Silvia Moreno-Garcia
Es gibt so Bücher, die hast du seit Jahren auf der Leseliste und weiß nicht mal mehr, wie du ursprünglich auf sie aufmerksam wurdest. Und wenn sie dir dann in einem tollen Buchladen in Berlin zuzwinkern, nimmst du sie mit. Ich gebe Büchern immer eine gute Chance, wenn sie es schon bis in meine Wohnung geschafft haben. Ich verlange nicht von einem Buch, dass es mich schon auf den ersten Seiten packt. Wenn es dann aber irgendwann klar ist, dass diese Leseerfahrung mir nichts mehr bringen wird, breche ich es auch ab. Leider ist das Buch hier langweilig. Ein Jugendbuch voller flacher Charaktere, in dem ein Klischee das nächste Jagd, wenn dann überhaupt mal Handlung da ist. Wer trotzdem mal gucken möchte:
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Japan. Der illustrierte Guide – Marco Reggiani und Sabrina Ferrero
{Presseexemplar} Es gibt Bücher, die sind so schön, die muss ich haben, auch wenn das Thema im ersten Moment gar nicht meins ist. Jede einzelne Seite dieses besonderen Reiseführers ist wunderschön illustriert. Man kann ihn von hinten nach vorne lesen oder einfach irgendwo aufschlagen und sich freuen. Das Buch ist zwar zu groß, um es tatsächlich auf die Reise mitzunehmen, aber sollte ich hoffentlich irgendwann mal nach Japan kommen, habe ich hier schon ganz viele Anhaltspunkte, was ich mir unbedingt ansehen will. Mehr davon bitte, von anderen besonderen Orten!
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Lincoln im Bardo – George Saunders
{Presseexemplar} Dies hier ist ein Buch, das mich ganz wuschig und glücklich zurücklassen hat – so ein Buch, bei dem der Autor alles anders und alles so so richtig macht. Und ja, hätte ich mal auf meine Internet-Bubble gehört, die mir schon so lang zu diesem Buch geraten hat!
Die Handlung ist fast nicht wichtig in diesem Buch: Während des amerikanischen Bürgerkriegs stirbt der Sohn von Präsident Lincoln. In nur einer Nacht begleiten wir den trauernden Vater auf den Friedhof und lauschen all den Geistern, die dort ihre Nächte verbringen. Wichtig ist hier die Form: es wird aus historischen Büchern und Berichten zitiert, wenn es um „wirklich Geschehenes“ geht, den Rest erzählen die Geister. Und deren Geschichten sind so traurig, verzweifelt, verwirrt und auch komisch, dass man auf beste Art gar nicht mehr weiß, was man hier eigentlich vor sich hat: eine Trauergeschichte, eine Geisterkomödie, eine „Ode an das Leben“? Das hier ist definitiv ein Highlight meines Jahres.
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Mephisto – Klaus Mann
Es wird wieder dunkler in Deutschland, und auch wenn literarisch nie aufgehört wurde, sich mit den Nazis auseinander zu setzen, vermisse ich die Art der großen, alten Romane. Mephisto habe ich schon in meiner Abizeit gelesen und nun noch einmal die Wucht gespürt, warum ich das Buch damals so mochte. Wie präzise Klaus Mann den Umschwung beschreibt! Wie fein er die verschiedenen Motive herausarbeitet, warum Menschen sich dem Regime anschließen oder sich einfach damit arrangieren. Wie großartig er Perspektiven und Stilmittel wechselt. Mit den realen Vorbildern ist das Buch fast eher eine Reportage, aber dabei so literarisch, dass man es in einem Rutsch weglesen will.
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Und hier noch zwei extra Erwähnungen, weil man diese Bücher hier eigentlich nicht in einem Rutsch durchliest:
Menschheitsdämmerung. Symphonie jüngster Dichtung – Herausgeber Kurt Pinthus
{Presseexemplar} Lyrikliebhaber werden die „Menschheitsdämmerung“ kennen. Die Gedichtesammlung wird nächstes Jahr 100 Jahre alt und aus diesem Grund hat Rowohlt sie noch einmal neu herausgebracht. Was euch erwartet, ist wohl eine der bekanntesten Sammlungen deutscher Lyrik, alles expressionistisch, düster und unglaublich kraftvoll. Kurz nach dem ersten Weltkrieg befreien sich die Dichter in ihren Texten von den bestehenden Konventionen. Sie beschwören die Apokalypse herauf, das Gefühl, das die jungen Menschen im Krieg überfallen hat. Wer sich ein wenig für Lyrik interessiert, dem kann ich die Sammlung wirklich empfehlen. Und die neue Auflage ist wunderschön.
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Köln macht Pause. Die besten Ideen für kleine Auszeiten – Verena Koll und Martina Goyert
Das beste Geschenk zu Weihnachten sind gar nicht Bücher, möchte ich hier anmerken, sondern gemeinsame Zeit. (Awwwwwww) Hier bekommt ihr beides auf einmal. In dem kleinen Buch werden nach Stadtteilen kleine Ausflugsziele präsentiert. Der Klingelpützpark, das Katzencafe Schnurrke, das Museum für Ostasiatische Kunst, der Deutzer Hafen. Die Vorschläge im Buch sind jetzt nicht wirklich neu und oft auch nur grob umrissen (Chlodwigplatz, Agnesviertel, Griechenmarktviertel), aber gerade für Menschen, die noch nicht lange in Köln wohnen, oder die selten Neues ausprobieren, ist das Buch eine wirklich nette Geschenkidee. Besonders, wenn die Schenkende sich gleich mit auf den Weg macht.
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