Gelesen im Mai (2019)

Ups. schon wieder nicht ganz Anfang Juni, aber ich hatte ja auch Uuuurlaub! Hier meine Bücher aus dem Mai. Dabei definitiv ein neuer Favorit für dieses Jahr, dafür aber auch ein eher mieses Sachbuch.

 

Sunset Park – Paul Auster

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Ein „nur“ gutes Buch von Paul Auster ist immer noch ein richtig gutes Buch, das muss man zugeben. Es geht hier um Neuanfänge in vielen verschiedenen Facetten. Ein Mann bricht nach einem Unfall mit seiner Familie und fängt ein neues Leben an, sogar mehrmals. Auf einer Station seiner Reise wohnt er in einem besetzen Haus im Sunset Park in New York. Auch seine Mitbewohner stehen vor neuen Entscheidungen, wir lernen sie alle in eigenen Kapiteln kennen. Sunset Park ist eine leise Geschichte, die man gar nicht einfach zusammenfassen kann. Sie ist wunderbar zu lesen, aber durch die verschiedenen Perspektiven wird alles nur angerissen. Das war mir dann doch zu wenig. Paul Auster bleibe ich treu – aber vielleicht nicht diesem Buch hier.

 

Das Volk der Bäume – Hanya Yanagihara

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Dichter Dschungel, unendliches Grün, unbekannte Tiere, Pflanzen und Menschen auf einer einsamen Insel. Yanagihara zeichnet Bilder, die man förmlich fühlen kann beim Lesen. Es schmatzt, es raunt, es existiert vor sich hin. Dabei ist dies nur ein Teil der Lebensgeschichte des Wissenschaftlers Norton Perina, der ein abgelegenes Volk erforscht und dabei ein Mittel für ewiges Leben entdeckt. Seine Forschung bringt ihm den Nobelpreis, aber etwas stimmt nicht in der perfekten Biographie. Bevor wir überhaupt in sein Leben eintauchen, wird uns schon mitgeteilt, dass er wegen mehrfachem Kindesmissbrauch angeklagt wurde. Und so finden wir uns wieder im Werk von Yanagihara, der Frau, die schon mit „Ein wenig Leben“ das Grauen in unser Bücherregal geholt hat. Keine Sorge, so abgründig wie ihr Debüt ist „Das Volk der Bäume“ nicht, aber gut. So, so, so gut, dass einem ganz schwindelig werden kann vor Hitze und Kolonialisierung und Wissenschaftsbetrieb.

 

Die Flucht der Briten aus der europäischen Utopie – Jochen Buchsteiner

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Ich war gespannt, weil ich gerne die britischen Brexit-Befürworter verstehen wollte. Da hat mir das Buch nur in den Teilen etwas gebracht, in denen es tatsächlich um die EU ging. Der Autor entwirft erstmal ein furchtbar einseitiges Bild von Englands großen Taten und wirft der EU ein paar Seiten weiter „moralische Überheblichkeit“ vor. Ganz verloren hat er mich, als er sich über das Übermoralische in Europe beschwert (a la „War on Christmas“ und „Lockerroom-Talk“).
Auf den letzten Seiten kommt der Autor dann aber endlich dazu, was wirklich los ist. Seine Angst vor dem Machtverlust. Diese diffuse Angst davor, dass Europa bald überrannt wird, von armen Flüchtlingen oder der chinesischen Großmacht zum Beispiel. Die Antwort auf alles hieße dann Nationalstaat. Der Autor argumentiert, der Engländer an sich habe schon immer die Zukunft besser gelesen als alle anderen, und deshalb sehe er als einziger die schlimmen Dinge, die da kommen, und flüchtet aus der schwachen Union. Um ehrlich zu sein, hätte ich mir da mehr erwartet.

 

Deine kalten Hände – Han Kang

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{Presseexemplar} Han Kangs Buch „Die Vegetarierin“ hat vor ein paar Jahren den internationalen Man Booker Price gewonnen und auch mir sehr gut gefallen. (Hier in meiner Top-Liste.) Der Aufbau-Verlag hat jetzt auch eines ihrer früheren Bücher übersetzt und in Deutschland veröffentlicht. Es geht darin ganz grob um den bildenden Künstler Jang Unhyong, der Gipsabdrücke von Menschen macht. Er kann besonders gut „hinter die Fassade“ schauen, verborgene Gefühle verstehen und die alltägliche Maske, die Menschen aufsetzen, entschlüsseln. Das macht er hauptsächlich bei zwei Frauenfiguren, die beide auf ihre Art Probleme mit den Erwartungen der Gesellschaft und das Gefühl haben, diese nicht erfüllen zu können. Die Autorin schreibt wieder ganz wunderbar, düster, verstrickt und mysteriös. Ich habe das Buch trotz einiger Längen gerne gelesen, hatte aber wirklich Probleme mit dem Porträt der essgestörten Figur. So much fatshaming!

 


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