Ich muss ja hoffentlich niemandem lange erzählen, wer William Shakespeare war. Auch wenn nicht jede seine Gedichte oder Stücke gelesen hat – soviel sollte klar sein: Shakespeare hat Ikonen geschaffen und die Literatur verändert.
Bis heute werden einzelne Motive oder ganze Stücke in unzähligen Adaptionen wiederverwendet und mit neuem Leben gefüllt – von West Side Story bis Thor.
2015 hat sich jemand Schlaues beim Hogarth Verlag gedacht: „Es ist Zeit für neue literarische Adaptionen“, und hat das Shakespeare Projekt ins Leben gerufen. Aus der Idee, Stücke von Shakespeare neu zu interpretieren, sind acht Bücher entstanden. Auf ganz unterschiedliche Art widmen sich bekannte zeitgenössische Autoren jeweils einem Stück von Shakespeare und interpretieren sie neu. Und hier muss ich zusätzlich natürlich noch erwähnen: Mit wunderschönen Covern. Vorne findet man immer den Titel des Buches und eine Illustration, hinten in Spiegelschrift den Titel des Stückes, das das Buch inspiriert hat.
In Deutschland erscheinen die Bücher beim Klaus Verlag. Vier Bücher sind bisher erschienen, vier erscheinen nächstes Jahr. Ich habe bisher zwei gelesen:
Die widerspenstige Zähmung – neu erzählt als Die störrische Braut von Ann Tyler
Kate Battista ist Single, lebt bei ihrem kauzigen Vater und will eigentlich nur in Ruhe gelassen werden. Ein bisschen unglücklich ist sie schon, aber das ignoriert sie weg, das klappt schon. Eines Tages tritt ihr Vater, Wissenschaftler und Forscher, mit einer Bitte an sie heran: Die Aufenthaltsgenehmigung seines Assistenten Piotr läuft aus und eine Hochzeit mit Kate sei doch eine tolle Idee. Kat hat daran erstmal wenig Interesse, willigt aber nachher doch ein und denkt sich, dass es so schlimm ja nicht werden kann. Wie viele Irrungen und Wirkungen in diesem Plot stecken! Das Buch ist ganz leicht geschrieben und man fliegt nur so durch die Seiten. Wenn man das Original nicht kennt, macht das nichts. Wenn doch, freut man sich über die kleinen Neuinterpretationen. Wie beim Original bin ich nicht der größte Fan von dem Ende, aber das ist auch der einzige Punkt Abzug. Für mich ein wunderbarer Einstieg in die Reihe.
Der Kaufmann von Venedig – neu erzählt als Shylock von Howard Jacobson
So gut ich das erste Buch fand, so mühsam habe ich mich hier durch die Seiten gequält. Die Handlung kann ich auch nur so halb nachvollziehen. Der Autor stellt verschiedene Familien vor, deren Geschichten sich alle hier und da im Laufe des Buches überschneiden. Strulovich versucht seine Teenager-Tochter Beatrice auf dem rechten Weg zu behalten. Die reiche Erbin Plurabelle und ihr Assistent D’Anton schmeißen wilde Partys und drehen dabei Reality-Shows. Shylock hört sich Strulovichs Sorgen an. Und alle diskutieren immer und immer darüber, was es heute noch heißt, Jude zu sein. Dabei ist irgendwie nie so ganz klar, in welcher Zeit wir uns befinden. Im großen und ganzen: Ich mochte weder die Figuren noch die Geschichte. Das Buch war für mich auf die unangenehme Art anstrengend. Schade.
Von meinen zwei gelesen Büchern konnte mich also nur eines überzeugen. Das reicht mir, um erstmal in dem Projekt weiter zu lesen. Ganz besonders freue ich mich jetzt auf das Buch von Margaret Atwood! Aber es kommen auch noch Joe Nesbo und Gillian Flynn!
Hier die Übersicht:
Die widerspenstige Zähmung – neu erzählt als Die störrische Braut von Ann Tyler (schon erschienen)
Der Kaufmann von Venedig – neu erzählt als Shylock von Howard Jacobson (schon erschienen)
Das Wintermärchen – neu erzählt als Der weite Raum der Zeit von Jeanette Winterson (schon erschienen
Der Sturm – neu erzählt als Hexensaat von Margaret Atwood (schon erschienen)
Othello – neu erzählt von Tracy Chevalier (erscheint im Frühjahr 2018)
Macbeth – neu erzählt von Jo Nesbø (erscheint im Herbst 2018)
König Leat – neu erzählt von Edward St. Aubyn (erscheint im Herbst 2018)
Hamlet – neu erzählt von Gillian Flynn (erscheint im Winter 2018)
Ist euer Lieblingsstück dabei? Freut ihr euch auf ein Buch besonders? Ich werde von den nächsten Büchern, die ich lese, natürlich berichten.
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