Bücher im November 2022

Der November ist die Zeit für dunkle Bücher, ein bisschen Grusel, ein bisschen Schaurigkeit. Zwei Bücher aus dem Bereich gibt’s hier bei mir, der Rest sind normale Romane, die mir alle sehr gut gefallen haben. Ein schöner Lesemonat!


House of Hollow – Krystal Sutherland

Ich stecke noch ein bisschen in der Gruselbuch-Phase und streue die ab und an in meinen Lesealltag ein. Dieses hier war ein schnelles Buch für zwischendurch, aber auch deshalb, weil es eigentlich ein Jugendbuch ist: komplett handlungsgetrieben, überladen, verspielt. Die Story ist mystisch und geheimnisvoll: drei junge Schwestern verschwinden für einen Monat, tauchen mit weißen Haaren und dunklen Augen wieder auf und können sich an nichts erinnern. Von nun an sind sie wunderschön, erfolgreich und ein bisschen makaber – und wir finden gemeinsam mit ihnen zusammen heraus, was eigentlich passiert ist. Es geht um geheime Totenwälder, Verfolgungsjagden mit Stierwesen, Verzauberung durch Runen oder Blumen, die in Fleischwunden blühen. Muss man schon mögen. Positiv: Das Buch hat eine schön-schaurige Atmosphäre, ist sehr kreativ und trägt das schöne Schwestern-Gefühl. Negativ: leider hatte die Autorin so viele Ideen, dass die Story sich in Kurven und Abzweigungen verliert. Es passiert einfach zu viel. Die Schwestern sind (natürlich) alle aufregend und schön, als Figuren aber recht langweilig und eindimensional.

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Jamaica Inn – Daphne du Maurier

Es wird noch mal schaurig, diesmal aber erwachsener und ruhiger. Wer „Rebecca“ von Daphne de Maurier mochte, kann auch mit „Jamaica Inn“ nichts falsch machen. Es ist ein klassischer Gothic-Roman mit viel Atmosphäre – englisches Moor, Steilküste, Sturm und Dunkelheit. Im Buch kommt Mary als Waise zu ihrer Tante in den Gasthof Jamaica Inn, der ganz abgelegen im englischen Moor liegt. Ihr Onkel Joss ist ein gefährlicher Trinker und Tyrann, der Gasthof verrufen als Herberge für Verbrecher und andere dunkle Gestalten. Das ist teilweise richtig gruselig, auch wenn das Buch schon so alt ist. Man stapft mit Mary durch die Dunkelheit, weiß nicht, was hinter der nächsten Ecke lauert, wer Freund oder Feind ist. Das ist bis zum Ende spannend und überraschend. Mochte ich sehr. 

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Lempi, das heißt Liebe – Minna Rytisalo

Das hier hat einen komischen Titel, aber es ist eine feine, kleine Geschichte von einer Frau, die darin selbst nie zu Wort kommt. Wir nähern uns ihr durch drei sehr unterschiedliche Menschen: ihrem Mann, ihrer Magd und ihrer Schwester, die sie alle aus einem vollkommen anderen Blickwinkel sehen. Das Buch spielt im ländlichen Finnland in den 1940er Jahren. Der junge Bauer Viljami verliebt sich in Lempi und nimmt sie mit auf seinen Hof. Nach einem verliebten Sommer muss er auch schon in den Krieg ziehen und wird Lempi nie wieder sehen. Am Anfang wusste ich noch nicht so recht, wohin das Buch will, aber mit den beiden folgenden Erzählerinnen bekommen wir nicht nur ein viel besseres Bild von Lempi, sondern auch von der Situation der unterschiedlichen Menschen im Krieg. Ein schönes Buch für Zwischendurch.

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Hawaii – Cihan Acar

Kemal war mal ne ganz große Nummer; Fußball-Profi in der Türkei. Nach einem Unfall geht das nicht mehr, und jetzt sitzt er wieder zu Hause in Heilbronn und weiß nicht, was er mit sich amfangen soll. Und so folgen wir ihm von der türkischen Hochzeit zur kleinen Kiezkneipe, von den liebevollen Eltern zum shady neuen Arbeitgeber, wie lernen Freunde und Feinde kennen und spüren mit ihm diese Leere. Was soll das alles? Wohin will ich überhaupt? Ich habe mich so gerne mit Kemal treiben lassen und ihm über die Schulter geschaut. Ein Buch für alle, die gerade nicht so richtig wissen, wo sie hingehören. Für alle, die sich auf den Weg machen. 

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Schimmernder Dunst über Coby County – Leif Randt

Das hier hat mich überrascht und zwar auf die beste Weise. Coby County ist ein traumhafter Ort. Das Wetter ist perfekt und die Menschen kommen hierher, um unbeschwert Urlaub zu verbringen, zu feiern oder sich anderweitig auszuleben. Die Einwohner sind kreativ und beruflich erfolgreich, optimieren sich selbst und leben bewusst. Ein Traum für die Instagram-Generation. Auch Wim hat nie woanders gelebt und alles in seinem Leben scheint perfekt. Dann aber kommt dieses schlimmste aller Gefühle: Zweifel. Denn am Ende ist alles in Coby County eine große Inszenierung – genau wie Wim selbst und vor allem dieses Buch. Diese scheinbare Emotionslosigkeit, dieses große Analysieren von allem. Leif Randt hat hier viel für „Allegro Pastell“ geübt, aber hier lese ich diese zarte Melancholie und stilisierte Relativierung von allem in der Reinform. Ein Buch voller Oberflächlichkeit, das alles richtig macht.

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