„Arbeit“ habe ich in meinem Leben immer wieder anders definiert. Vom Nebenjob in der Schule über ein notwendiges Übel in den Semesterferien, vom Schnupperpraktikum über schlimme Jobs, bei denen ich herausgefunden habe, was ich nicht, nein, niemals machen möchte. Dann wieder Projekte, in denen ich vollkommen aufgegangen bin. Von selbstständig zu Hause bis angestellt im Großraumbüro. Von der coolen Lady im Plattenladen über die coole Lady im Verlag bis zur coolen Lady auf Konzerten.
Irgendwann habe ich für mich beschlossen, dass ich a) einen Job machen will, den ich mag, bei dem ich b) gut mit meinen Kollegen auskomme und c) so viel verdiene, dass ich mir nicht mehr ständig Sorgen machen muss. Was für ein Plan! Und doch eigentlich das, was sich fast jeder Arbeitnehmer wünscht, oder? Ich weiß heute, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich das alles zurzeit gefunden habe.
Als Basis für alles, was ich „arbeite“, habe ich einen festen Büro-Job – einen Job, der mir viel zu oft die Nerven raubt, bei dem ich mich aber gerne einsetze und zu dem ich, hört, hört, sehr gerne gehe. Hier arbeite ich also ganz klassisch im Büro, weil ich das mag und es mir Sicherheit gibt. Ich arbeite an meinem eigenen Schreibtisch, jeden Tag von 9 bis 5 (ich höre meine Kollegen laut lachen). Ich plane, ich schreibe, ich organisiere und manchmal fahre ich auf Messen oder arbeite vom HomeOffice aus. Zurzeit ist dort sehr viel zu tun und ich freue mich schon darauf, wenn ich mal wieder ein bisschen durchatmen kann.
Nun bin ich außerdem in der glücklichen Position, dass ich Dinge, die ich besonders gerne mache, immer wieder als Nebenjobs oder ähnliches realisiert habe. Ich fotografiere auf Konzerten, rezensiere ab und zu Bücher, habe mal Filmkritiken geschrieben, ich blogge über dies und das und habe noch diverse andere kreative Projekte. Reich bin ich mit allem bisher nicht geworden und ich kann auch jedem garantieren, dass das in Zukunft nicht passieren wird. Das macht aber nichts, denn ich MACHE einfach gerne verschiedene Dinge.
Bei meinen Nebenjobs (und Hobbys) arbeite ich logischerweise freiberuflich, d.h. von zu Hause aus. Naja, auf Konzerten natürlich nicht, aber das ist ja schon fast zu Hause. Was bei mir aber schon immer besser funktioniert hat: Ich arbeite draußen. In Parks, Cafés, lauten Kneipen. Diesen Text hier schreibe ich zum Beispiel gerade in der Wohngemeinschaft, einer großen, vollen Bar in Köln. Ich kann mich in dieser Atmosphäre wahnsinnig gut konzentrieren. Hier klingeln kein Telefon und ich muss nicht an Hausarbeit denken. Der Lärmpegel ist so hoch, dass ich nichts von den anderen Gästen verstehe und nicht abgelenkt werde. Das perfekte Rauschen. Texte schreibe ich in dieser Atmosphäre gerne im Notizbuch vor, tagsüber habe ich aber auch schon mal den Computer dabei.
Warum ich das alles hier schreibe? Weil es mich immer interessiert, wie Leute am besten arbeiten können. Die absolute Struktur oder im Chaos? Niemals am gleichen Ort oder mit eigenem Schreibtisch im Büro? Fest oder selbstständig? Und auch, weil mich das Klischee vom Starbucks-Macbook-Tipper nervt. Das ist mittlerweile so ausgelutscht, dass Leute wütend werden, wenn sie mich so sehen. Das könnte ich ja verstehen, wenn ich anderen Gästen den Platz wegnehmen oder stundenlang bei einem Kaffee bleiben würde, und solche gibt es sicher auch. Mache ich aber nicht. Es gibt sogar Cafés, die sich freuen, wenn man dort ein bisschen sitzt und arbeitet, denn Gäste ziehen neue Gäste in den Laden. Da ich alle möglichen Arten von „Arbeit“ kenne, kann ich nur sagen, dass mit unterschiedlichen Aufgaben unterschiedliche Umgebungen besser funktionieren. Für mich jedenfalls.
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