Serientipp oder nicht: Dark auf Netflix

Ihr habt Strangers Things geschaut und wart Fan? Dann ist sicher auch Dark nicht an euch vorbei gegangen. Nach dem großen Gehype (die erste deutsche Netflix Show! Düster und wow!) kam aber nach meinem Empfinden nicht viel mehr. Die Kritiken waren größtenteils in Ordnung, die Fans waren stumm. Warum? Ein Erklärungsversuch.

Ich habe Dark kurz vor Weihnachten geschaut und war nach den ersten Folgen schnell ernüchtert. Ja, das sah ganz schön aus, aber darauf stützte man sich auch ein wenig zu sehr. Wie viel Wald und wie viel Regen, wie viel langsames Raus- und Reinzoomen, wie viele epische Pause nach einzelnen Szenen? Wie viel können Charaktere eigentlich in die Ferne starren? Puh.

Die Motive waren schnell klar und natürlich ordentlich deutsch. Der Wald, das Urbild der deutschen Romantik, das Atomkraftwerk, Ingenieurskunst und German Angst auf einmal, die Kleinstadt, Idylle und Langeweile. Dazu ein Mysterium: verschwundene Kinder, tote Väter, dunkle Höhlen.

Insgesamt ist die Story von Dark gerade zu Beginn ein bisschen wirr, ein bisschen zu übernommen. Das liegt natürlich hauptsächlich daran, dass hier auf einen Schlag drei Familien, unzählige Figuren eingefügt werden, von denen noch kein einziger Schauspieler bekannt ist, so dass das Auge dort mal hängen bleiben könnte. Ziemlich schnell kommt dann auch noch eine zweite Zeitebene hinzu: noch mehr Charaktere und die bekannten dann teilweise noch mal in einem anderen Alter. Der Zuschauer kommt oft nicht hinterher und fragt sich eher, wer das jetzt schon wieder ist, als sich auf Stimmung und Handlung zu konzentrieren. (Das bin natürlich ich – eine Freundin erzählte mir, dass sie damit kein Problem hatte.) Ich habe ja nichts gegen komplexe Storys, aber das waren einfach zu wenige Folgen dafür. „100 Jahre Einsamkeit“ ist auch nicht umsonst über 500 Seiten lang.

Dark ist aber nicht nur eine kompliziert verwickelte Familiengeschichte, hier geht es auch noch um Politik, eine Kriminalgeschichte und Zeitreisen. Letzteres ist ja immer recht kompliziert von der Logik her, daher wird gerade am Ende von Dark viel aus dem Off erklärt. Hatte ich erwähnt, dass all das in nur zehn Folgen steckt?

Ich mochte Dark, oder vielmehr die Idee von Dark. Es wirkt ein bisschen, als hätten die Produzenten diese eine Chance gehabt und alle ihre Ideen dort hinein gesteckt. Insgesamt steckt in Dark so viel Potenzial. Jede Figur ist an sich interessant und es wert, dass man sich länger mit ihr beschäftigt. Genauso sieht es mit vielen, vielen Handlungssträngen aus. Da werden so viele Fässer aufgemacht (höhö), zu denen es sicherlich noch so viel mehr zu sagen gäbe, aber am Ende ist wohl keine Zeit mehr gewesen.

Aber jetzt im Nachhinein: Ich würde es wieder gucken, denn ich mag Sachen für den Kopf. Vielleicht jetzt noch mal mit dem Wissen aller Folgen. Ich habe auch gerade gelesen, dass Netflix schon eine zweite Staffel bestätigt hat. Auch da bin ich gespannt.


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