Wonder Wheel (2018), Woody Allen

Da ist er, der neue Film von Woody Allen, und ich habe es nicht mal mitbekommen. Kino und Filme, das war einmal sehr wichtig für mich, aber irgendwie habe ich in den letzten Jahren die Zeit dafür verloren. Und ja, eigentlich mag ich ja gar keine Neujahrsvorsätze, aber dieser hier war nötig: mehr Filme, mehr Kino. Und wenn ich mir vornehme, darüber zu schreiben, wird das vielleicht auch wieder was.

Und so habe ich mich gefreut, als meine Freundin mich mitnehmen wollte: lass uns Wonder Wheel gucken. Trotzdem war ich nur so halb begeistert, weil ich irgendwo gelesen habe, dass es so eine Art Mafia-Drama sein sollte, und ich ja eigentlich kaum Zeit habe. Tja, hätte ich mich doch noch mehr mit Kino beschäftigt. Der Film begann, und da stand es: Woody Allen. Auch wenn der Mann mir immer suspekt sein wird: ich mag so gut wie alle seine Filme, sogar die schlechten. Das liegt wohl an der Ruhe darin, an der Stimmung, in die man eintauchen will. Und auch wenn die Figuren anstrengend sind und nerven: Ich möchte gerne mehr Zeit mit ihnen verbringen.

Wonder Wheel ist jedenfalls kein Mafia-Drama. Wer weiß, wo ich das wieder angeblich gelesen habe. Wie alle Filme von Woody Allen ist er recht schwer zu beschreiben. Wonder Wheel spielt in den 1940ern auf Coney Island, dem kleinen Ort am Rand von New York, der immer ein Vergnügungspark ist. Hier gibt es Achterbahnen, Karussells, Schießbuden und ein Riesenrad. Und konträr dazu haben die Charaktere, die dort leben und arbeiten, gar nicht so viel Spaß im Leben. Humpty zum Beispiel hat ein Problem mit Alkohol und verdient zu wenig Geld. Eines Tages steht seine Tochter aus erster Ehe vor der Tür und braucht seine Hilfe. Sie hat ihren Mann, einen Gangster, verlassen und will sich hier ein neues Leben aufbauen. Um die zwei geht es aber eher nebenbei. Den Film trägt Kate Winslet, die Humptys traurige Frau Jenni spielt. Sie war mal Schauspielerin und fühlt sich schon lange nicht mehr wohl. In ihrer Beziehung, in ihrem Job, in ihrem Leben. Und so legt sie alle ihre Hoffnung in eine Affäre mit dem jungen Rettungsschwimmer Micky, von dem sie sich viel erhofft und durch den sie all ihrer Frustration entkommen will.

Jenni ist eine anstrengende Figur. Sie ist frustriert und steigert sich in alles rein, erfüllt das Klischee der gelangweilten Ehefrau, und man möchte sie anschreien und den Arm nehmen gleichzeitig. Winslet bringt in endlos langen Szenen jede Emotion auf den Punkt. Sie wandert in ihrer kleinen Wohnung oder am Strand auf und ab, hält lange Monologe, die sich wie Auszüge aus großen Roman anhören. Und auch wenn man wirklich nichts mit der Frau zu tun haben möchte, kommt man nicht umher, sie fasziniert anzuschauen.

Woody Allen inszeniert dieses kleine Drama in den schönsten Farben. In Rot- und Blautönen schwanken die Stimmungen. Wislets Haar leuchtet im schönsten Rot (ich bin da nur ein bisschen voreingenommen) und die Filter sitzen wir in den 40er-Jahre-Filme, die Wonder Wheel zitiert.

Eine große Überraschung also (für mich), ein neuer Film von Woody Allen, der sich an mich herangeschlichen hat. Der Film ist sicher kein Meisterwerk, nicht mal sein bester, aber ich habe jede Minute im Kino genossen.


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