Kaffee im Krankenhaus und eine Pause

Ich sitze in einem großen, leeren Krankenhausraum in einer Ecke an einem kleinen Tisch. Darauf liegt eine rosafarbene Decke in der Farbe des Buches, das ich gerade lese, und das ist mir seltsam unangenehm. 

Das hier ist der Moment, den ich seit Monaten schon in meinem Kopf durchgespielt habe, denn dass er kommen würde, war mir klar. Ein Mensch liegt im Sterben. Die Krankheit, von der wir wissen, dass sie gewinnen würde, ist ihren Weg gegangen. Es ist keine Überraschung. 

Und trotzdem ist alles hier auf seltsame Art anders als die Vorbereitungen, die ich auf Papier und in meinem Kopf getroffen hatte. Ich denke an die ein, zwei, drei Entscheidungen und Formulare, die ich noch aufgeschoben hatte, weil man den Wendepunkt dann doch nicht kommen sieht. Es gibt immer so viel zu tun und ich bin verdammt gut darin, Listen zu schreiben und Aufgaben zu verteilen. 

Ich höre, ob Geräusche sich verändern, sie bleiben aber gleich. Ich höre stimmen im Gang und vor dem Fenster und mir ist egal, was sie sagen. Ich schaue der Sonne beim Untergehen zu. 

Das hier ist die Tasse Kaffee, die mir die Krankenschwester in die Hand drückt, weil es nichts mehr für mich zu tun gibt. Warten. Sie sagt: Lass mich das ab jetzt machen. Und so sitze ich an diesem kleinen Holztisch mit rosafarbener Decke und trinke die beste und schlechteste Tasse Kaffe meines Lebens. 

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