Ein Lesemonat, der völlig ok, aber kein Highlight war. Nicht mehr und nicht weniger. Kein Buch hat mich so richtig mitgerissen, eins überrascht, nur eins ein wenig enttäuscht.
Steine schmeißen – Sophia Fritz
Ich bin fest davon überzeugt, dass das Buch perfekt ist, wenn man so Anfang bis Mitte zwanzig ist. Anna hat gerade mit dem Studium angefangen und ist nach Wien gezogen. Zusammen mit ihren neuen Freund:innen feiert sie Silvester und nach und nach kommen all die ungesagten Vorwürfe, Ängste und Sorgen ans Licht, die man in dieser Zeit so hat. Da steckt all die Teenage-Angst drin, die man erwartet. All das „Ich weiß nicht, wer ich bin und was ich will“. Das Buch zieht mit dir durch die Nacht, macht Schluss mit allem und stellt alles in Frage. Mir hat’s gefallen, aber ich bin echt zu alt dafür.
True Facts – Katharina Nocun, Pia Lamberty
Auch wenn es uns so vorkommt als häuften sich diese Nachrichten, aber Verschwörungsmythen und -erzählungen gab es schon immer. Und sie kommen auch immer wieder. Ein aktuelles Thema sind sie trotzdem, da der Leidensdruck für viele betroffene seit Corona, Impfungen und QAnon besonders hoch ist. Im Buch erklären die Autorinnen, woher Verschwörungsglaube kommt und wie man ihn erkennt. (Wir sehnen uns nach Selbstwert, Zugehörigkeit, Sicherheit und Eigenbestimmtheit.) Das Buch ist kein Universalrezept, aber gibt viele Tipps für den Umgang mit Menschen im eigenen Umfeld. (Gewaltfreie Kommunikation, Austausch mit Respekt.) Manchmal ist es ein bisschen aufgefüllt und weit ausgeholt, aber ich habe es trotzdem als hilfreich empfunden.
Mindset – Sebastian Hotz
Maximilian Krach weiß, dass in ihm ein erfolgreicher, extrem cooler Dude steckt. Deswegen arbeitet er als Coach, erklärt aber eigentlich nur anderen Männern das richtige Mindset: wie sie „zum Wolf“ werden und sich nicht mehr „wie Schafe“ verhalten. Er zeigt, welche anderen coolen Einzelgänger es geschafft haben, ist natürlich Fan von Musk usw. Klingt nach all den TikTok-Coaches, die mit 500 Follower:innen vom großen Geld träumen – und das ist es auch. Sebastian Hotz zeigt die Menschen in und um diese Bubbel herum, lustig, aber ohne sich bösartig über sie lustig zu machen. So weit, so gut. Diese Community ist natürlich ein recht einfaches Ziel und im Buch passiert daher auch nichts wirklich Überraschendes. Hach, die lustigen Bücher und ich. Das ist immer schwierig. Das war schnell und nett zu lesen, wird aber wahrscheinlich auch schnell wieder vergessen. Ein schönes Sommerbuch.
Imperium – Christian Kracht
Imperium spielt Anfang des 20. Jahrhunderts, eine Zeitspanne, über die ich sehr gerne lese. Vielleicht ist aber der klassische Abenteuerroman nichts für mich, denn ich habe mich lange Strecken im Buch gelangweilt und die Charaktere waren mir sehr egal. Zur Handlung: August Engelhardt zieht in die deutsch-kolonialisierte Südsee und hat sich zum Ziel gesetzt, dort eine neue Religion zu gründen, in der alle Mitglieder die Kokosnuss anbeten und sich ausschließlich von dieser ernähren. So ganz gehen seine Pläne nicht auf, er wird bestohlen, findet keine Anhänger und währenddessen geht es auf der Welt weiter. Christian Kracht hat sich hier viel vorgenommen: Sprachlich auf den Abenteuerroman verweisen, mit Augustus auf dieses Gefühl des Neubeginns und ‚Alles ist möglich’ hinweisen, das die junge Republik mitbringt, mit ihm zusammen dann abstürzten. Für mich ging das leider nicht auf. Eher langweilig.
Die Maschine steht still – E.M. Foster
E.M. Fosters kurze Novelle erschien zum ersten Mal 1909! Aber keine Sorge, davon merkt man beim Lesen kaum etwas, ganz im Gegenteil: Die Angst vor der Industrialisierung, die das Buch zum Thema hat, ist jetzt wieder ganz aktuell mit der Angst vor der Künstlichen Intelligenz. In der Geschichte leben die Menschen in einer nahen Zukunft unterirdisch und jede:r für sich selbst. Eine große, die Welt umspannende Maschine kümmert sich um alle Bedürfnisse. Ideen sind für die Menschen das höchste Gut, welcher Art bleibt allerdings unklar. Die Geschichte spielt natürlich mit der Frage, wie es dazu gekommen ist und ob dies eine erstrebenswerte Art zu Leben ist. So aktuell, unbedingt lesen!
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