Eagles of Death Metal in der Live Music Hall

Endlich, endlich, die Eagles of Death Metal holen ihr Konzert aus dem letzten November nach und zeigen an diesem glorreichen Abend, warum man keines ihrer Konzerte verpassen sollte.

Ob es möglich ist, einen Konzertbericht für die Eagles of Death Metal ganz ohne Politik und Bezug auf aktuelle Ereignisse zu schreiben? Das war wahrscheinlich vor #Paris schon schwer, heute aber eine Herausforderung. Haken wir die wichtigen Punkte also schnell ab:

– Ja, Eagles of Death Metal sind genau die Band, die am 13. November 2015 in Paris auf der Bühne standen, als Terroristen das Bataclan stürmten und ca. 90 Menschen töteten.
– Wir sehen es ihnen aus diesem Grund auch nach, dass wir KEINE Taschen mit in die Live Music Hall nehmen dürfen. Selbst die kleinste Handtasche muss an der Garderobe abgegeben werden.
– Klar ist auch, dass die vier sich noch nicht wieder ganz sicher auf der Bühne fühlen. Die ganze Zeit steht rechts ein Sicherheitsmann im Dunkeln und beobachtet das Publikum. Öfter als bei anderen Konzerten wird uns versichert, wie viel Looooove hier im Raum ist, wie wichtig Live-Erfahrungen sind, und überhaupt: LOVE, LOVE, LOVE.
– Und ja, Jesse Hughes, der Herr, der wahlweise halbnackt oder im pinken Jäckchen über die Bühne tanzt, sich lasziv den Schweiß abtupft und seinen Hintern im Rhythmus bewegt, ist ein konservativer Verrückter, Waffenfan und NRA-Mitglied, schreibt Reden für die Republicaner, ist Pro-Life-Aktivist und hat Angst vor Muslimen. Muss man das wissen? Vielleicht sollte man. Möchte man ihn mit Konzerteinnahmen und Merch finanziell unterstützen? Das darf jeder für sich sebst entscheiden.

EODM Köln 1

Puh. Wie sieht so ein Konzert aus, auf das man diesen Sack voller Erwartungen schleppt? Was macht das mit der Rezeption? Ich denke, für mich wenig, denn ich hatte das Gefühl, dass ich das alles das schnell vergessen habe.

Ich bin pünktlich da gewesen, weil ich ganz vorne stehen wollte, schließlich weiß ich, dass bei Eagles of Death Metal GETANZT wird. Vor ein paar Jahren habe ich Jesse Hughes als Boots Electric schon mal live im Luxor gesehen und als eines meiner besten Konzerte in Erinnerung.

Als Vorband haben EODM die Tiroler White Miles mitgebracht, die laut und gut den Abend beginnen. Duos habe ich ja eh sehr gerne, die Lady an der Gitarre und der Herr am Schlagzeug. Sehr nervös sind sie, aber auch sehr gut. Leider verstehe ich so gut wie kein Wort von ihrem Akzent, da muss die PR-Maschine vielleicht noch mal ran.
Mit einer halben Stunde Verspätung, wobei die Vorband auch extra-lang gespielt hat, kommen EODM dann auf die Bühne. Boots im pinken Bowie-Jäckchen und darunter mit Queens of the Stone Age Shirt – ein Gruß an den zweiten Kopf hinter Eagles of Death Metal, Josh Homme, der aber nur ganz selten mit auf Tour kommt.

EODM Köln 2

Und dann, ab dem ersten Ton, tanzt der Mann: er schwingt die Hüften, er springt, er tänzelt von links nach rechts und spielt dabei Gitarre. Der Mann hat so viel Ausstrahlung, die auf der Stelle zum Mitmachen animiert. Es wird getanzt, geklatscht und mitgesungen, bei Klassikern wie “Cherry Cola”, “Wanna be in L.A.” oder “I only want you” genauso wie bei Stücken von der neuen Platte.

Boots flirtet mit den anwesenden Damen, begrüßt Fans, die er im Publikum wiederentdeckt hat und spaßt mit seinen Bandkollegen. Wir sehen Liebeserklärungen an seinen Gitarristen und improvisierte Bass- und Drumsoli, während ein Verstärker repariert wird. Die Zugabe startet Hughes fast traditionell alleine mit seiner Gitarre und einem: “Was wollt ihr hören?” Da probiert es sich an Songs, die er schon lange vergessen hat, lacht über Fehler, freut sich, wenn ihm die Griffe für einen Song wieder einfallen.

Zwei Stunden spielen die Eagles of Death Metal für uns, und es macht jede Minute Spaß. Sie beenden den Abend wieder mit ganz viel Liebe: “I don’t love you just a little bit, I don’t love you here and there. I LOVE YOU ALL THE TIME.”


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Kommentare
  1. Awww! Für den ersten Termin im November hatte ich zu lange überlegt und dann war es schon ausverkauft. Und dann kam Paris… Ihre Auftritte kurz danach (das Vice-Interview und der Auftritt bei der U2-Show in Paris) ließen mich ehrlich gesagt ein bisschen durcheinander zurück. Vermutlich war das einfach alles noch viel zu früh, und was weiß ich schon, wie es einem nach so etwas geht. Ich mag sie aber natürlich immer noch. (Ich weiß auch gar nicht, ob es dann nochmal Zusatz-Tickets gab, sie sollten ja zuerst nur in der Essigfabrik spielen, wenn ich mich recht erinnere). Beim nächsten Mal bin ich dann aber vielleicht auch dabei 🙂

    1. Ja. Das war kompliziert! Die Tickets für die Essigfabrik mussten wir komplett zurückgeben und neue Tickets für die Live Music Hall kaufen. Ich dachte erst, da stehen wir jetzt mit einem Haufen Presse und “Katastrophentouristen”. War aber nach meinem Gefühl nicht so. Immernoch eine großartige Liveband!

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