Café Schmitz am Hansaring

Ich habe schon viele Texte über das Café Schmitz begonnen und wieder aufgegeben – die haben alle nicht auf den Punkt gebracht, was mir der Ort bedeutet.
Ins Café Schmitz gehe ich, wenn ich nach einem schlechten Tag ein großes Stück Kuchen brauche oder wenn ich die Gedanken bei einem Glas Grauburgunder ziehen lassen will. Ich gehe hier hin, wenn ich E-Mails beantworten oder ein Manuskript lesen muss, wenn ich einen Blogartikel schreibe, wenn ich heimlich Leuten zuhören will. Ich gehe ins Café Schmitz, um etwas zu feiern und Freunden hallo zu sagen. Um eine Entscheidung zu treffen, um auf eine traurige Nachricht zu warten. Wenn ich so darüber nachdenke, ist es erstaunlich, wie viele Momente ich mit diesem Café verbinde.

 

 

Das Café

Das Café Schmitz liegt am Hansaring zwischen dem Ebertplatz und der S-Bahn, gleich neben dem Kino Filmpalette. Alt und großzügig liegt der Raum da, mit hohen Decken und Panoramafenstern, die das Café noch einmal zur Straße hin öffnen. Das ist nicht die schönste Aussicht von Köln, aber auch hier gilt wie immer: nicht schön, aber genau richtig. Hier kann man hervorragend Menschen beobachten und sich in Gedanken verlieren. Auf der Terrasse auf dem Gehweg bin ich übrigens fast mal erschlagen worden, aber das ist eine andere Geschichte.

 

 

Ich sitze hier auch oft, um zu lesen. Egal ob mein mitgebrachtes Buch oder eine der Zeitschriften und Zeitungen, die hier für jeden herumliegen. Abends und am Wochenende trifft man hier immer die wieder dieselben Leute, die gemütlich ein Bier oder einen Kaffee trinken und die Zeitung lesen, die sich von nichts stören lassen und den Kellnern nur kurz zuwinken. Das ist wie ein zweites, schöneres Wohnzimmer.

 

 

Ich grüße die Kellner mittlerweile reflexartig auf der Straße, bis mir auffällt, dass sie ja wahrscheinlich gar nicht wissen, wer ich bin. Oder vielleicht doch. Mir wurden hier schon Ladekabel geliehen, die ich am nächsten Tag wiedergebracht habe. Mittlerweile erkenne ich auch viel der Stammgäste wieder, freue mich aber auch immer über all die anderen Besucher. In keinem Café der Stadt kann man so gut zuhören ohne aufdringlich zu sein. Man bekommt immer nur Gesprächsfetzen mit und die sind oft spannend und aus vollkommen unterschiedlichen Welten. Ich habe hier schon neben ersten Tinderdates und alten Liebschaften gesessen, neben intellektuellen Autoreninterviews und Muttis mit Babyproblemen. Hier wird viel philosophiert, diskutiert und auch geschwiegen. Und noch nie habe ich mich unwohl gefühlt, ob alleine, mit Date oder zu vielen Freunden.

 

 

Öffnungszeiten und Speisen

Das Café Schmitz hat jeden Tag ab 9 geöffnet. Frühstück gibt es bis 15:30 Uhr und dafür habe ich sie noch ein bisschen mehr lieb. Nach einer Matinee im Kino ist so ein Rührei ganz wunderbar. Überhaupt ist das Essen toll – immer frisch zubereitet und vegetarisch. Die Karte wird jeden Tag von Hand neu geschrieben. Warm gegessen wird bis 22.30 Uhr und um wie viel Uhr dann wirklich geschlossen wird, entscheidet sich spontan. Und ach, fast hätte ich die Kuchen vergessen. Das sind die zweitbesten im Agnesviertel / Eigelsten und die besten, wenn man nach einem langen Abend noch Kuchen und Cola braucht, bevor alles zumacht.

 

 

Geschichte

Zu den ganzen Schmitzens auf der Aachener Straße gehört dieses Café Schmitz hier übrigens nicht. Wir sind hier ein wenig abseits von cool. Dafür findet sich rechts an der Bar vorbei ein kleiner, unauffälliger Glaskasten mit besonderem Inhalt, den man eigentlich nur entdeckt, wenn man daneben am Tisch sitzt: Eine Cafémühle, die von 1902 bis 1977 im Café Schmitz benutzt wurde. Das verrät uns auch gleich, wie alt das Café wirklich ist und lässt die Gedanken noch viel weiter schweifen. Wie viele Menschen hier über die Jahre wohl schon mit einem Kaffee oder einem Glas Rotwein gesessen, einen Kuchen für die Seele bestellt oder kleine Texte geschrieben haben? Wer saß hier schon mit einem Buch in der Hand und ließ den Blick durch seine Stadt schweifen? Eigentlich egal, das Café Schmitz bleibt eines meiner liebsten.

 

 

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