Es ist Samstagabend, die Sonne scheint und auf dem Plan steht ein feines Open-Air-Konzert im Tanzbrunnen. Ich habe Wanda ja schon einige Male live gesehen, aber Open Air ist das noch ein bisschen beeindruckender. All the Drunks trafen sich also in Deutz.
Ich erschrecke mich ja selbst immer wieder, dass ich Wanda gut finde. Dieser Schwofe-Schlager! Dieser ungewaschene Schmäh! Aber trotzdem komme ich nicht drum herum, mich bei jeder Live-Show neu von ihrer Ausstrahlung überzeugen zu lassen. Offensichtlich habe ich ein großes Herz für Pathos, Amore und RocknRoll, und bei jedem dieser Punkte setzen Wanda einen großen roten Haken dahinter.
Und offensichtlich bin ich mit dieser düsteren Vorliebe nicht alleine. Bei Wanda geht es ums Gefühl; um Alkohol, Kippen und die ganz große Liebe für einen Abend. “Tu mir weh, Luzia, oder irgendwer anders tut’s statt dir.”
Vor allem geht es bei Wanda aber um Vergänglichkeit, und das ist diese dunkle Romantik, die den meisten hier im Tanzbrunnen an meiner Seite um die Augen weht. Die alte Jacke hat Marco nicht mehr an, die hängt mittlerweile in Wien im Museum. Den Kippen und dem Schnaps bleibt er aber treu. Wanda sind Kneipenromantik und irgendwie macht es mich schon sehr glücklich, dass das so viele Menschen berührt.
Wer vorne steht, bekommt heute die ganze Wucht eines Rockkonzerts ab. Da fließt das Bier oder Marco selbst ins Publikum, da brüllt man mit und schmeißt sich von einer Seite zur anderen. Wenn man hinten steht, verliert man sich in der brüchigen Romantik der Songs. Da wird viel gestorben und verlassen, aber solange es am richtigen Ort ist, ist das schon ok.
Wanda ist Traurigkeit, die mit einem Glas in der Hand genossen wird. “Denn wenn du mich liebst, gibt mir Schnaps.” Und ja, bei so vielen Textstellen möchte ich Augen rollend einen Schritt zurück treten, bei noch viel mehr aber meinen Nebenmann umarmen, ihm sagen, dass alles gut wird, und noch ein Bier ausgegeben bekommen.
Von Bologna über Luzia, von Bussi Babys bis Columbo – Wanda haben das Publikum im Griff und auch die Songs vom neuen Album “Niente” werden gefeiert. Am Ende heißt es aber wie immer und im Chor: “1, 2, 3, 4 – Es ist so schön bei dir!” bevor wir hinaus in die Nacht stolpern.
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