Das Konzert der Alabama Shakes ist ins Gloria verlegt worden. Gut für die Stimmung, weniger gut für die Stimme. Brittanys Stimme ist groß, die braucht viel Platz, damit man davon nicht verschüttet wird.
Alabama Shakes nehmen die kleine Hürde aber gelassen hin. Support Act Rayland Baxter aus Nashville bereitete die Stimmung des Abends auf den Punkt vor. Da steht ein Mann alleine mit seiner Gitarre auf der Bühne und singt bluesige, verträumte Stücke, dreht sich minutenlang zum Verstärker, um ihn kreischen zu lassen. Das kann was. Das ist wie einer kleinen, staubigen, zu warmen Bar sitzen und diesem Kerl in der Ecke mit seiner Gitarre zuhören. Auf die gute Art. Rumsitzen, Bier trinken und auf etwas Großes warten.
Dass da etwas Großes kommt, wissen alle, die hier sind. Vor drei Jahren, als ich Alabama Shakes schon mal in der Live Music Hall fotografiert habe, war die Band noch mehr eine Überraschung. Da standen die Leute im Zuschauerraum noch stumm, regungslos und ehrfürchtig da, als Brittany ihre Stimme erhebt.
Die Songs vom neuen Album “Sounds and Color” sind weniger rauh als auf dem Vorgänger, alles ein bisschen leichter und durchproduzierter. Wie viel Seele da trotzdem drin steckt, hört man live. Den Unterschied zwischen den beiden Alben kann ich hier nicht erkennen.
Die männlichen Bandmitglieder stehen zum größten Teil regungslos auf der Bühne und öffnen eigentlich nur die Augen, wenn das Publikum laut wird. Endlich mal wieder ein Lob an das Kölner Publikum! Ich weiß doch, dass es könnt! Als die Alabama Shakes mit “Give me all your love” von vor der Zugabe schließen, schreit die Meute fast schon lauter als Brittany. Es gibt Zwischenapplaus noch Gitarrensoli, in langsamen Parts, und immer wieder für diese Stimme! Wie sehr sie jedes einzelne Klatschen verdient hat. Spätestens wenn Brittaney die Gitarre weggelegt und über die Bühne wirbelt, sie stöhnt, krächzt, schreit und haucht, flippen die Leute aus. Nach minutenlangem Applaus nach “Don’t wanna fight no more” lacht sich die Band erst verlegen an und muss dann um Ruhe bitten: “Come on, let me sing you one more song!”.
Das Gloria mag an diesem Abend angenehm klimatisiert sein, doch wir alle waren zwei Stunden im tiefen Alabama. Wir haben neue Lieben gefunden und sie wieder verloren. In den Straßen von Athens haben wir getanzt und uns in den Armen gelegen. Und weil auch in Köln endlich der Sommer angekommen ist, haben wir auch nach dem Konzert noch lange vor dem Gloria gestanden oder in der kleinen staubigen Bar von Anfang des Abends, und uns über Bands unterhalten und uns Kölsch ausgegeben. Wie man das so macht an einem guten Abend.