Niels Frevert, 24.09.2015, Artheater

Niels Frevert ist auf einer ganz persönlichen Tour. Das Konzert im Artheater bestreitet er nur mit einem Pianisten, einem Cellisten und seine Gitarre. Es ist ein erwachsenes, bestuhltes Konzert. Fotografieren darf ich von hinten. Die Bühne bleibt dunkel.

Bloß nicht husten jetzt. Es ist so leise, alle schweigen und hören zu. Niels singt von Liebe, der romantischen und der unter Freunden, ohne Schalala und Peinlichkeiten. Überhaupt, kaum jemand schreibt auf Deutsch unpeinlichere Texte und trifft Gefühle so auf den Punkt wie er. »Ich würde dir helfen eine Leiche zu verscharren, wenn’s nicht meine ist.«

NielsFrevert_Köln_2015

Wie leise es ist, und dann Niels mit diesem wunderbaren Kratzen in der Stimme. Wir hören zu und schweifen ab. Bis er uns wieder mit seinen Texten zurückholt. Ein bisschen schwärmen darf ich doch: Während meine Freundinnen damals von Take That oder sowas träumten, hörte ich meine Tocotronic-Platten kaputt, die Sterne natürlich, und eben Nationalgalerie. Mag er damit eigentlich noch in Verbindung gebracht werden? Keine Ahnung.

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Wir schweigen und lauschen, dafür belohnt uns Niels mit kleinen Geschichten. Er war schon mal hier, sagt er, das sei doch hier eher für Elektro und Techno, oder? Dann lacht er. Woher sollen wir das denn wissen, Ha ha. Kenne dein Publikum. 

Zweimal während der Show wird’s mir etwas wässrig um die Pupillen, aber ich bin auch sensibel im Moment. Wahrscheinlich könnte man mir ganz tief in die schwarze Seele schauen, wenn ich euch verraten würde, an welchen Stellen ich schwach wurde.
Zwei Zugaben gibt er uns für unsere Verzücktheit. Ich könnte ihm noch ewig zuhören, aber irgendwann ist der Kopf so voll, dann ist auch gut. Er stimmt zum Schluss noch mal seine Gitarre, um uns zwei Lieder zu spielen, die er gar nicht mehr kann. Erst »Einwegfeuerzeugstichflamme« , dann »Niendorfer Gehege«. Der Kiss-Teil wird gekonnt vom Publikum übernommen.

NielsFrevert_Köln_2015

Mal ganz unter uns: nach der Show sitze ich noch im Artheater herum und kann den Merch beobachten. Es ist wirklich egal wie alt man ist oder ob Mann oder Frau: Fans benehmen sich in Anwesenheit des Künstlers immer wie peinliche Teenager.

Dann ist auch alles schon vorbei: »Ich will gehen, vergehen, die letzte Bahn verpassen. Du kannst mich an der Ecke rauslassen.«

NielsFrevert_Köln_2015

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