Meine Woche – Nach Hause kommen

Stellt euch einen langen, langen Tag vor. In meinem Job ist das nicht körperlich anstrengend, sondern so viel denken und reden und entscheiden, dass der Kopf schwirrt. Und heute noch mehr als das. Ich war so müde, dass ich Dinge vergessen habe und eigentlich nur noch ins Bett wollte. Manchmal fangen so Abenteuer an.

Der Plan war: nach Hause, etwas essen, ab ins Bett. Bis ich dahin kam, dauerte und dauerte es aber und ich verzweifelte an der Menschheit. Mein Abenteuer, ohne Höhepunkt zwar, aber dafür mit Happy End, versprochen.

Während ich in der S-Bahn saß, schrieb mir eine Freundin: „Ich brauche einen guten Abend. Lass uns noch ein Bierchen trinken.“ Oh ja, bitte Gesellschaft. Der Kopf war leer, aber sehnte sich nach einem freundlichen Wort. Das schönste an der Großstadt ist, wenn die Freunde doch ganz nah wohnen und die gleichen Sorgen haben. Ein Anruf also und der Plan stand fest, besser noch, sie schrieb: Ich stehe gerade in Ehrenfeld mit dem Auto. Spring da raus und ich nehme dich mit.

Wäre das nur so einfach gewesen. Kurz vor Ehrenfeld, wirklich kurz vor der Station röchelte die S-Bahn und das war’s dann. „Ein Gleis ist umplanmäßig belegt,“ aha, was auch immer das heißen soll. Aus der Nachricht, dass ich mich ein bisschen verspäten werde, wurden 45 Minuten, ein WhatsApp-Hinundher, weil meine Bahn sich keinen Millimeter mehr bewegte und meine Freundin hundertmal den Parkplatz wechseln musste. „Ich stehe in der Heliosstraße. Jetzt bin ich vorm Kebabland. Ich fahr mal zum Penny Bier holen. Penny hat zu. Gibt’s hier einen Rewe in der Nähe? Ich stehe jetzt auf der anderen Seite. Ach schau, es regnet. Ich stehe jetzt wieder in der Heliosstraße.“ Eine Freundin, die 45 Minuten auf dich wartet, obwohl wir am Ende doch zu ihr nach Hause wollten, war noch viel mehr das, was ich heute Abend brauchte. Hach, schön.

Aber meine Odyssee sollte noch nicht zu Ende sein, denn als der Zug wieder rollte, bemerkte ich, dass ich wichtige Unterlagen im Büro vergessen hatte, die ich morgen dringend auf einer Konferenz brauchte. FML! Lange Tage sind manchmal zu viel für den Kopf. Gut aber, dass die Auto-Freundin von der praktischen Seite ist: Wenn wir den Abend schon ohne Bier gestrandet in Ehrenfeld verbringen, können wir ihn auch ohne Bier im Auto fortsetzen und zurück ins Büro fahren. Und plötzlich war ich nur noch halb so müde, weil alles gut war.

Wart ihr schon mal lange nachdem der letzte gegangen ist im Büro? Also zurück im Büro? Noch dazu mit einer Person, die da gar nicht hingehört? Da sieht man plötzlich alles mit anderen Augen.
Jetzt aber: Sachen gepackt, den Rewe kurz vor Ladenschluss erwischt, über die um diese Uhrzeit tatsächlich leere Autobahn, haben relativ schnell einen Parkplatz gefunden, um dann endlich, endlich den Abend nach Plan ausklingen zu lassen. Mit Bier auf der Couch. Das Bett kann warten.


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