The National, 11.06.2014, Tanzbrunnen

The National live Köln

Es ist Mitte Juni, fast Mitte des Jahres. Wenn ich mich heute schon für ein “Konzert des Jahres” entscheiden müsste, es wäre ganz bestimmt dieses. Nicht nur, dass ich endlich, endlich The National live sehen konnte, als Vorband war auch noch St. Vincent da (extra Post dazu folgt). Und dann endete der Abend auch noch mit Tequila. Oh ha.

Das aktuelle Album von The National, “Trouble will find me”, höre ich im Moment sehr gerne. Melancholisch und ruhig – das kann ich manchmal gut brauchen. Gerade für die dunklen Töne sind The National bekannt, verglichen werden sie gerne mit Nick Cave oder den Editors – trotzdem werden auf dem Konzert besonders die schnelleren und krawalligeren Stücke gefeiert.
Krawall mit Stil ist das. Als die Band um 20 Uhr auf die Bühne kommt, hat Sänger Matt Berninger schon das Weißweinglas dabei. Wir kontern mit Kölsch. Na gut, eigentlich trinken wir alle zusammen auf einen wunderschönen Abend.

The National live Köln

Obwohl The National recht bekannt sind und ein paar Chartsplatzierungen aufweisen können, haben sie nie den ganz großen Sprung geschafft. Der Tanzbrunnen ist heute bei weitem nicht voll. Das liegt aber eher an der schlimmen Verkehrssituation nach dem Sturm Anfang der Woche – Bahnen fahren nicht richtig, die Autobahnen sind zu, das hoffe ich zumindest, denn mehr haben sowohl The National als auch St. Vincent allemal verdient. Die Stimmung ist trotzdem großartig, das Wetter herrlich, und der Weg zum Biernachschub kurz und leer.

The National live Köln

Routiniert spielt die Band in den nächsten zwei Stunden hauptsächlich Material von ihren letzten beiden Alben. Spaß haben sie dabei, auch wenn sie es offensichtlich nicht gewohnt sind im Hellen zu spielen. Trotz aller Routine (natürlich gibt es den bekannten Ausflug ins Publikum bei “Mr November”, natürlich endet das Konzert in einer Akustikversion von “Vanderlyle Crybaby Geeks”) ist das in keinem Moment abgespult oder einstudiert. The National leben, was sie da machen. Der ganze Alkohol hilft natürlich bei der Authentizität.

The National live Köln

Ob es an der Akustik liegt oder an der mittlerweile leeren Weinflasche: wenn der Mann auf der Bühne redet, verstehen wir in der Mitte kein Wort, wenn er singt, hängen wir an seinen Lippen. Der sensible Bariton auf der Platte randaliert und wütet auf der Bühne. Matt schmeißt den Mikroständer durch durch die Gegend, haut das Mikro gegen Flaschen, Verstärker und Boden. Wir wollen mehr davon.
Dass auch das zum Programm und guten Ton hier gehört, zeigt die Illustration am Bühnenrand: Die Crew zählt mit, wie viele Mikros und Mikroständer pro Tour zerstört werden und wie viele Male Matt von der Bühne fällt. Das Foto ist nicht gut, aber ich zähle da schon einige.

The National live Köln

Nach einer sehr gelungenen Show beenden The National den Abend mit einer intensiven Zugabe, die den ganzen Abend zusammenfasst und abrundet. “Mr. November” mit einem laaaangen Ausflug ins Publikum. Bei “Terrible Love” holen sie St. Vincent noch einmal auf die Bühne und toben. Und am Schluss singt sich das Publikum mit “Vanderlyle Crybaby Geek” selbst nach Hause. “All the very best of us string ourselves up for love”.

The National live Köln

Wo am Ende bei vielen Konzerten das Publikum müde ist und sich auch oft schon auf den Weg zum Auto macht, sind hier alle da und laut und holen sich noch ein Bier. Erst die Security kehrt noch die letzten raus, nachdem The National schon lange die Bühne verlassen haben.

The National live Köln

Was für ein Abend! Und der Tequila? Das kommt davon, wenn man zufällig einen alten Bekannten vom Studium wieder trifft, auf seine Hochzeit anstößt, mit seinen Freunden das Konzert feiert und den schönen Abend beim Mexikaner beendet. Die Konsequenz aus Konzert und so guter Gesellschaft ist dann, irgendwann nachts strunzvoll nach Hause zu kommen. Zum Glück kann mein Chef gut damit leben, wenn ich “wegen Tequila” später ins Büro komme.

The National live Köln

Kommentare
  1. Haha, das Foto mit den Zählungen der Crew 😀 ich hab mir The National letztes Jahr auf der Tour angeschaut und bereue es mittlerweile, nicht auch dieses Jahr wieder hingegangen zu sein…

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